Oh Heiland, reiß die Himmel auf...aber warum heute?

Es begab sich aber zu der Zeit, als sich alle Jahre wieder eine Heerschar von Motorradfahrern, die im Winter wenig zu tun haben, aufmachten, um einen Weihnachtsmarkt zu besuchen. Sie machten sich auf, sich im Orte Detmold schätzen zu lassen. Schätzen, wer dem Wetter tapfer standhält. Was hatten wir uns nicht den ganzen Sommer über nach Regen gesehnt. Nun war er da, literweise. Und auf dem Berge da wehet der Wind. Auf der Fahrt nach Erwitzen, wo unsere Herberge für uns bereit stand, machten wir einen Zwischenstopp bei Nixdorf in Paderborn. Dort sah ich einen durchsichtigen Roboter, der „I'm singing in the rain" schmetterte. Ich dachte bei mir, wenn der jetzt draußen stünde, würde er einen Kurzschluss bekommen und rosten, denn das Halten eines Schirmes hatte er nicht einprogrammiert. In Erwitzen angekommen, versammelte sich alsbald die illustre Gesellschaft unseres Motorradclubs und beschloss: "lasst uns froh und munter sein". Das gelang uns vorzüglich und nach einem überdimensionierten Mahl und einigen stimulierenden Getränken brannten am Weihnachtsbaume die Lichter und wir hatten auch die Lampe an. Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen zum Frühstück. Ihr Hirten erwacht, der Morgenstern ist aufgegange. Diese Botschaft erreichte alle, bis auf einen schon bekannten notorischen Langschläfer, der nur müde "wer klopfet an?" grunzte, obwohl seine Frau "was soll das bedeuten, es taget ja schon" säuselte. Dennoch schafften wir es nach dem Frühstück 19 Leute auf fünf Autos zu verteilen. Es ist für uns eine Zeit angekommen, nach Detmold zu fahren.

Vom Himmel hoch..., es tat sich auf das Himmelstor...

Es goss in Strömen. Wir parkten unsere Fahrzeuge vor dem Freilichtmuseum Detmold und wechselten zum Bus, der uns nach Detmold brachte. Unter dem Dach des Stadttheaters, wo wir Zuflucht vor dem Wetter suchten, trafen wir bald auf unseren Stadtführer, der mit seinem großen Hut wie ein Schäfer wirkte. Er erzählte so einiges von der lippischen Stadt Detmold, von Königen, Kaisern und Fürsten und was die alles so erbaut und verfügt hatten. Erwähnenswert war für ihn, dass die hygienischen Möglichkeiten im Mittelalter doch arg begrenzt waren und die menschlichen Hinterlassenschaften in der Gosse landeten bzw. im Burggraben, der eigentlich ein Wassergraben ist, und großzügig mit Fäkalien vollgekippt wurde. In Detmold stank es gar fürchterlich, sagte der Schäfer. Wir wanderten in Richtung Landesmuseum und ich stellte mir vor, wie ich knöcheltief durch Jauche watete, da fiel mir doch auf einmal ein..."Fäkalien im Graben entsorgen?" Vor nicht allzu langer Zeit haben wir Könige und Königinnen der Eifel genau dies gar fürstlich vollbracht. Dort ist mittlerweile jedoch Gras über die Sache gewachsen. Also sind wir dem Mittelalter nicht wirklich entkommen. Wir tropfenden Gestalten stiefelten weiter durch das Fachwerkhausparadies Detmold. Wir erfuhren viel über den berühmten Dichter Christian Dietrich Grabbe, der aus dem Mund und anderen Löchern stank und es daher schwer hatte. Er wurde im Zuchthaus von Detmold geboren und entwickelte sich zu einem begabten Schriftsteller. Auf seinen Reisen lernte er das Saufen und andere Vergnügungen kennen. Seine zehn Jahre ältere Frau wollte ihn daher auch nicht mehr ins Haus lassen. Dies klagte er ein, nur um dort an Syphilis zu sterben. Dies geschah im jetzigen Grabbe Café, und Detmold ist da sehr stolz drauf. Wir besichtigten noch einige unter Denkmalschutz stehende, fragwürdig schief stehende Fachwerkhäuser, die in der Adolfstraße gar auf die Stadtmauer aufgesetzt worden waren. Mittlerweile war unsere Gruppe bereits stark dezimiert. Die ersten aufgeweichten Familien setzten die kulturelle Veranstaltung in einem warmen, trockenen Café fort. Irgendwann trafen wir uns dort alle bei einem herrlichen Stück Kuchen wieder.

Fürchtet euch nicht

Es ist für uns eine Zeit angekommen

Nach der Stärkung durch Kalorien, wurde die Vorfreude auf den Weihnachtsmarktbesuch durch erneut einsetzenden Regen getrübt. Es gab unterschiedliche Auffassungen, wie man den Weihnachtsmarkt erreichen könnte. Mit unterschiedlichen Bussen und Taktiken erreichten wir dennoch alle das Paderborner Dorf im oberen Bereich des Freilichtmuseums. Es tröpfelte immer noch. Da unsere Truppe mittlerweile mit 22 Leuten zu groß war, um beieinander zu bleiben, erlebte jeder in seiner Wahlgemeinschaft sein eigenes Abenteuer. Ein wenig half der leckere Glühwein. Kaufsüchtig wurde niemand, das Geld wär ja auch nass geworden. Ihr Kinderlein kommet zurück zu den Autos, sprach Peter und wir folgten gehorsam dem Stern von Bethlehem und kehrten heim nach Erwitzen.

Fröhliche Weihnacht überall und oh du selige

Wir machten es uns in der Stube gemütlich. Feucht waren wir schon, nun wurden wir auch noch fröhlich. In dulci jubilo, nun singet und seid froh. Nach ein paar Erwitzern und einigen Bierchen war das ein Leichtes. Es gab viel zu erzählen. Christel wusste genau, wieviel Alkohol Horst einst in seiner Jugend vertrug. Carla fühlte sich berufen, einige Schandtaten aus der Kindheit ihres Sohnes Konrad zum Besten zu geben. So handelte er einst am Straßenrand mit nicht frischen Blumen, die er im Blumenladen gegenüber ergaunert hatte. Er brauchte mehr Taschengeld. Es ist unbekannt, ob Konrads Ehefrau jemals einen frischen Blumenstrauß bekam. Hoffentlich hat er nie jemandem nicht frisches Motoröl für ein Motorrad angedreht. Ferner glaubte Konrad früher, dass man ein Frühstücksei nicht kochen muss. Er nahm eines aus dem Kühlschrank und schlug es bei Tisch auf. Carla freute sich hämisch. Es ist nicht überliefert, wer die Schweinerei aufgewischt hat. Ute berichtete von dem Versuch Vanillekipferl in warmem Wasser zu baden und in eine längliche Form zu rollen, bis alles die richtige Festigkeit und Steifheit erlangt. Wir dachten darüber nach, ob das wohl bei anderen Dingen auch so funktioniert und machten eine kollektive Handbewegung. Konrad stöhnte er könne jetzt nicht mehr schlafen. Schlaflos in Erwitzen, was für ein Programm. Irgendwann zu fortgeschrittener Stunde hieß es stille Nacht, alles schläft, einsam wacht...der Konrad.
Nach einem kräftigenden Frühstück am nächsten Morgen und stürmischen Umarmungen, machten sich alle auf den Heimweg. Bis nächstes Jahr in einem anderen Etablissement...Fortsetzung folgt.

Den Weihnachtsmarktbesuch organisierte in diesem Jahr Inge A. Danke!

Es nahmen fröhlich teil:
Inge und Peter
Kirsten und Ingo
Horst und Christel
Bernd und Sabine
Bernd und Ute
Dagmar und Iris
Claudia und Hans-Peter
Konrad und Carla
Axel, Iris, Nina ,Sahra und Lucy
Carsten
Marco

Eindrücke vom Weihnachtsmarkt im Freilichtmuseum Detmold