Als Mitglied des BVDM als auch als eine der vier Vorstandsköpfe des Eurobiker Charity e. V. (kurz EBC) hatte ich während der Messe Motorradwelt Bodensee in Friedrichhafen Gelegenheit, Aktive des BVDM persönlich kennen zu lernen.
Beim BVDM bin ich seit meinem Wiedereinstieg 2017. In den Verkaufsunterlagen meiner V-Strom war damals ein Kärtchen des BVDM vom Händler mit beigelegt. Die Vernetzung des BVDM als auch Unterstützung bei allen Fragen rund um das Motorrad schien mir nützlich – zunächst aus dem Blickwinkel als Einzelmitglied. Also Antrag ausgefüllt, abgeschickt, Beitrag bezahlt.
Beim Lesen der Ballhupen wurde mir der Umfang von Streckensperrungen für Motorräder erst einmal richtig vorgeführt. Bei uns in Sachsen habe ich derartige Vorhaben oder Pläne noch nicht bewusst wahrgenommen, obwohl der Kraftradbestand in Sachsen von den Bundesländern im Osten am höchsten ist. Bundesweit liegt Sachsen damit an siebter Stelle. Naiv genug zu glauben, dass mich dies nicht tangiert. Aus vielen anders gelagerten Fällen wusste ich natürlich, dass die Durchsetzung individueller Spleens um Nichts oder Verbote die nicht sein müssen, weil es Lösungen gibt, plötzlich von den westlichen Bundesländern auf die Bundesländer im Osten überschwappen. Das meistens leise ohne Vorankündigung. Ein Verbot ist schnell beschlossen, so unsinnig es auch ist. Es wieder obsolet zu machen, ist eine zermürbende Lebensaufgabe.
Auszug Zwickauer Zeitung/ Freie Presse vom 01.09.2020, Seite 9
Dann kam der Bundesratsbeschluss Drucksache 125/20. Beim Lesen blieb mir erstmal die Luft weg. Zum Motorradfahren hätte ich nach diesem Beschluss privat mit Vollzeitjob und Familie so gut wie keine Gelegenheit mehr und als zwischenzeitliches Mitglied der Eurobiker sind unsere jährlichen Charity-Reisen über eine Woche im Mai ohne Wochenenden und Feiertage nicht mehr planbar bzw. nur mit unverhältnismäßigem Spießroutenlauf und Zwangsstopps möglich. Da verliert jeder die Lust am Mitmachen im Verein. Eigentlich kann man den Vereinszweck mit so einer Verbotsinitiative auch nicht mehr erfüllen und weitergedacht die Vereinsauflösung einplanen. Dies alles geschah auch zu einer Zeit, in der auch thematisch andere Verbotsinitiativen so richtig Fahrt aufgenommen haben und sich überschlugen (Attacken auf SUVs, Auftrittsverbote von bestimmten Personen aus Kultur und Wissenschaft etc.) – heißt, der Toleranzlevel war nicht nur bei mir ausgeschöpft. Eine Freundin vermittelte mir damals einen lokalen Pressekontakt und ich stellte mich einem Interview zum Thema Bundesratsbeschluss. Daraufhin folgten noch ein paar Interviews mit anderen Fahrer*innen, allerdings nur innerhalb Sachsens. Die komplexe und differenzierte Berichterstattung des BVDM stärkte und beruhigte ein wenig, so dass man sich nicht ganz so alleine mit dem Rücken zur Wand gestellt fühlt. Diese ganze Bundesratssache verdeutlichte auch nochmal, dass ein Verband wie der BVDM inklusive Netzwerk wichtig ist. Jeder für sich kämpft vergeblich gegen so eine politische Macht wie Bundesrat & Co. mit den entsprechenden interessengeleiteten Hinterzimmer-Lobbyisten. Mich hat diese Erfahrung gelehrt, auf den Freiheitsgedanken aufzupassen, damit sich die Mädchen und Jungs, die nachkommen, nicht den sinnlosen Diktaten von eigensüchtigen Dritten unterordnen müssen, weil meine Generation alles passiv über sich ergehen ließ und es das Bequemste war.
So nun zum Herzensprojekt in eigener Sache:
Der Eurobiker Charity e.V. führt seit Jahren regelmäßig, mindestens einmal im Jahr, internationale Motorradtouren zu sozialen Brennpunkten im wachsenden Europa durch und baut in diese Reise ein Hilfsprojekt zur Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher ein. Verwirklicht wird das alles insbesondere durch ein Netzwerk von Kontakten mit Menschen und Initiativen in Europa, u. a. Kliniken und sonstige soziale Einrichtungen. Wir verbinden das Nützliche mit unserer Leidenschaft, dem Motorrad fahren, und geben damit etwas von unserem kleinen Glück an die ab, deren Fußstapfen ungünstigere Lebenswege gingen.
In diesem Jahr führt uns die Charity-Tour in die niedere Tatra, nach Valaská im Herzen der Slowakei. Dort unterstützen wir ein Inklusionszentrum, dessen Ziel es u. a. ist, einen Beitrag zur Integration sozial ausgegrenzter Gruppen mit Schwerpunkt auf Menschen mit Behinderungen und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen zu leisten. Dies alles umfasst letztlich auch eine Berufsausbildung.
Um Angriffsflächen zur Stigmatisierung zu vermeiden und den Kopf frei für Bildung zu haben, sorgt das Zentrum zunächst für zivilisierte Wohn- und Ernährungsverhältnisse. In so ein barrierefreies Wohnprojekt werden die Spendengelder investiert. Dieser Grundgedanke der Nachhaltigkeit, die Hingabe und die operative Flexibilität vor Ort, um sich aus den Fängen vererbter Armut befreien zu können, geschieht ganz im Sinne des Leitmotives der Eurobiker Charity e. V. und verdient vollste Unterstützung.
Die Tourauftakt beginnt am 15.05.2023 in Spindlermühle (CZ) mit einem gemeinsamen Abendessen, führt weiter nach Olmütz (CZ), von dort in die hohe Tatra nach Zakopane (PL). In Zakopane verbleiben wir zwei Tage und genießen die einzigartige Atmosphäre der Hohen Tatra mit einer kleinen Tagestour nach dem Frühstück. Es wird also gemütlich.
Weiter geht’s in Richtung Banská Bystrica/Valaská (SK). Unser Sozialpartner vor Ort wird uns durch das Inklusionszentrum führen als auch die Spendenübergabe mit hoffentlich gewaltigem Kinderstrahlen eröffnen. Auch die niedere Tatra inklusive Demänova-Tal werden wir mit einer geführten Tour erkunden. Die Tour wird in Bratislava (SK) enden. Dort setzen wir uns alle ein letztes Mal zusammen, trinken auf eine hoffentlich gelungene Tour und lassen erstmal alles sacken.
Wir kalkulieren pro Teilnehmenden für Ü/HP und Sachkosten wie das offizielle Tour-Shirt bis 700 € zzgl. 150 € Pflichtspende für das angesteuerte Projekt in Valaská (steuerlich abzugsfähig). Mitfahrer*innen sind gern gesehen. Bei Interesse eine E-Mail an mail@eurobikercharity.eu senden. Die offizielle Einladung mit allen Buchungsdetails wird dann zugestellt. Kontaktdaten:
Wie kommt man zu solch einem Engagement? Nach meinem Wiedereinstieg habe ich 2019 eine nicht zu ideologisch festgefahrene kleinere Gemeinschaft gesucht, die Nützliches mit dem Angenehmen verbindet ... weder weltanschaulich gebunden noch das Motorradfahren zur Prahlerei oder als Saufquartier nutzt, es einfach nur genießt zu fahren...und einmal im Jahr nicht vergisst, etwas vom eigenen Glück an diejenigen abzugeben, deren Leben so tiefe Fußstapfen hinterlassen haben, aus denen ohne fremde Hilfe kein Entkommen möglich ist.
Durch einen Artikel über eine Tour in der Lokalpresse habe ich vom Eurobiker Charity e. V. erfahren, deren Webseite gesucht, Satzung durchgelesen - für gut befunden und den Mitgliedsantrag heruntergeladen und abgeschickt. Heute weiß ich, dass der damalige Vorsitzende ziemlich überrascht über die Post von einer Unbekannten war und dies in seiner Lebenswelt noch nie vorkam. Also jemand eine Mitgliedschaft unterschrieb, der nicht zuvor vorstellig wurde und den Verein nicht auf Herzen und Nieren untersuchen wollte.
Eigentlich bin ich eine bekennende Alleinfahrerin - ohne Druck, ohne Verantwortung und Zugeständnisse für andere loszufahren, einfach den eigenen Rhythmus folgen. Das ist mein Ding. Aber einmal im Jahr mit den Eurobikern touren, fetzt auch.