Das Siegerteam der Deutschlandfahrt 2024
Das Siegerteam der Deutschlandfahrt 2024

Deutschlandfahrt 2024
34 Jahre später


„Verdamp lang her“

1988 war es, dass wir zum ersten Mal an einer Veranstaltung des BVDM, nämlich der Deutschlandfahrt mit Zielort Adenau, teilgenommen haben. Durch die Zeitschrift „Tourenfahrer“, die ihren Redaktionssitz damals in Dümpelfeld nahe Adenau hatte und eine große Werbekampagne für die Deutschlandfahrt gestartet hatte, sind wir auf sie aufmerksam geworden. So fuhren wir mit unserer Yamaha TR 1 als Team mit und übernachteten in unserer kleinen „Hundehütte“ auf der Wiese des Freibades in Adenau.

Da waren die Knochen eben noch jung und elastisch. 1989 in Körbecke am Möhnesee waren wir dann mit unserer neuen BMW R 80 ebenfalls dabei, so wie auch 1990 in Idar-Oberstein. Da war dann die R 80 bereits Zugmaschine unseres Bals-Gespannes.

Wir können uns noch gut erinnern, dass wir dieses Mal „auf Sieg“ fahren wollten, das heißt mit dem „Messer zwischen den Zähnen“. Da gab es keine Essens- oder Pinkelpause, und wir sind mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch die Ortschaften geknallt, um die Mindestfahrzeit von einer HK zur nächsten zur Höchstfahrzeit zu machen. Speziell ich als Beifahrerin fand das irgendwann gar nicht mehr witzig, zumal ich vollkommen fertig und durchgeschüttelt war, als wir an der Nachtkontrolle ankamen - wie man sich vielleicht denken kann.

Am Ende hatten wir es geschafft, auf Platz 8 zu kommen. Danach haben wir uns dazu entschlossen: das brauchen wir in Zukunft nicht mehr, denn wir wollten doch gerne unseren Führerschein behalten. Und locker angehen lassen wollte Peter es auch nicht - dafür ist er schließlich bekannt. Also fuhren wir nicht mehr mit.

Peter ist inzwischen schon sehr lange Sportwart im BVDM und wir waren und sind auch heute immer noch sehr aktiv bei den TourenTrophy-Veranstaltungen. Aber eben keine Deutschlandfahrt mehr.

„Helfen macht auch Spaß“

Erst 2017 kamen wir durch MiBo wieder in Berührung mit dem Thema Deutschlandfahrt. MiBo hatte damals bereits tatkräftig geholfen, die Deutschlandfahrt in Gütersloh auszuarbeiten. Er fragte alle Mitglieder unseres OWL-Stammtisches, wer sich daran beteiligen wollte. Jedes Pärchen bekam ein Gebiet zugeteilt, wo man sich nach Haupt- und Nebenkontrollen umschauen sollte.

Wir bekamen das Weserbergland zugeteilt, und wir haben eine Ahnung davon bekommen, wieviel Arbeit das für den Veranstalter ist. Wir hatten ja nur einen kleinen Teil dazu beigetragen, was bereits viel Arbeit war. Aber es hat Spaß gemacht, Nebenkontrollpunkte zu finden und sich Fragen dazu zu überlegen.

Mitfahren konnten wir als Mitveranstalter natürlich nicht, wollten es aber auch gar nicht. Es war eine gelungene Veranstaltung und wir hätten uns durchaus vorstellen können, zukünftig wieder als Helfer teilzunehmen.

„Erneuter oder letzter Versuch“

Und so fragte uns MiBo auch in diesem Jahr wieder, ob wir helfen oder teilnehmen wollten. Denn das Emsland ist ja so weit nicht weg von unserer Heimat Bielefeld.

Zuerst dachten wir, dass wir mit unserem Wohnmobil eine Kontrolle besetzen könnten. Aber MiBo meinte, wir hätten ausreichend Leute als Kontrollposten und es wäre dem Orga-Team viel lieber, mehr Teilnehmer zu haben. Also haben wir uns breit schlagen lassen, es noch einmal zu versuchen. 34 Jahre später. Aber mit der Prämisse: ohne so zu heizen wie damals.

„Navi statt Karte“

Peter gibt an einer Hauptkontrolle das nächste Ziel ein

Peter gibt an der Hauptkontrolle 3 in Lienen schon mal das nächste Ziel ein.

Die Voraussetzungen sind ja jetzt ganz andere als 1990. Früher mit Karte, heute mit Koordinaten und Navi. Als wir die Unterlagen für die Deutschlandfahrt bekommen, präsentiert mir mein Mann auch schon zwei Tage später seine fertig ausgearbeitete Excel-Tabelle mit dem Plan für die Tour. Na, wenn da der Ehrgeiz nicht schon wieder geweckt ist, dachte ich nur und hatte schon wieder so gewisse Befürchtungen…

Jedenfalls war ich froh, dass ich nicht so übermütig war, mich selbst als Fahrerin anzumelden, sondern ich wieder als Beifahrerin im Gespann mitfahren konnte. Der Vorteil sollte sein, dass wir uns auch mal mit dem Fahren abwechseln können, so zumindest die Idee.

„Weil Du häss Ahnung vun dä Technik, vun der ich nix verstonn“

Wenn sich jemand mit Navis auskennt, dann ist es mein Mann. Peter hatte die Strecke bislang mit unserer bewährten Motorradnavi-App „Calimoto“ geplant. Jedoch sollte es dann doch anders kommen. Als wir am Donnerstagabend an unserem Quartier bei Wietmarschen ankamen, fiel uns ein, dass wir ja noch tanken wollten, um das auf der Deutschlandfahrt nicht machen zu müssen.

Also hat Peter die nächste Tanke im Navi gesucht und wir wollten die drei Kilometer schnell hinfahren. Da die Tankstelle jedoch in einer Baustelle lag, sind aus den drei Kilometern am Ende fast 30 geworden. Erst kamen wir nicht zur Tankstelle hin, nur verbotenerweise über ein Privatgelände. Dann hatte die Tankstelle auch noch geschlossen, da ja durch die Baustelle sowieso kein Kunde hingekommen wäre. Leider wusste sogar nicht einmal Google, dass die Tanke geschlossen war. Also mussten wir eine andere suchen, die uns einen Riesenumweg bescherte. Aber dieses Erlebnis zeigte uns, dass es nur Sinn machen würde, die Strecke mit einem Navigationssystem zu fahren, das sowohl Sperrungen, als auch Staus kennt.

Calimoto kann das (bisher) leider nicht. Wie oft sind wir schon mit Calimoto von einer Baustelle in die nächste gefahren. Wenn auch auf sehr schönen Motorradstrecken - aber das macht sich nicht gut bei einer Deutschlandfahrt und auf schöner Strecke muss die Priorität diesmal auch nicht liegen.

Also hat sich Peter noch einmal Gedanken gemacht, ob er nicht lieber Google Maps zur Navigation bemühen sollte. Als Computerkenner hatte er schnell erkannt, wie man es mit Koordinaten füttern und schnell Änderungen einfügen kann. Ich persönlich verstehe zwar überhaupt nichts davon, aber mir war direkt an der zweiten Hauptkontrolle klar, dass er den richtigen Weg gefunden hatte und dass das entscheidend für die Wertung sein würde.

Wir fuhren teilweise zügig, aber nie zu schnell. Also keine Gefahr für den Führerschein wie vor 34 Jahren. Zwischendurch durfte ich sogar mal ans Ruder, aber nur, wenn wir viel Zeit hatten.

„Nebenkontrollen und Wertungsheft“

An der besetzten Nebenkontrolle 3.4 Augustaschacht

An der unbekannten und besetzten Nebenkontrolle 3.4 Gedenkstätte Augustaschacht Hasbergen

Die Fragen an den Nebenkontrollen konnten wir relativ schnell beantworten. Entweder stieg Peter schnell ab und hatte die Antwort auch schon, bevor ich mich aus dem Beiwagen gequält hatte. Oder wir suchten beide an verschiedenen Stellen nach den Antworten (auch hierfür ist eine Helmsprechanlage hilfreich). An einigen Kontrollen, wo ein kleiner Fußweg von Nöten war, habe ich alleine gesucht und Peter ist beim Gespann geblieben, wo er dann etwas Zeit hatte, das Navi zu füttern für den nächsten Anlaufpunkt.

Ich war das fahrende Büro und konnte während der Fahrt das Wertungsheft ausfüllen. So hatte ich also auch meine Aufgabe und brauchte nicht nur als Ballast im Beiwagen mitzufahren. Wir waren an allen Hauptkontrollen in der Zeit, konnten sogar alle unbekannten Nebenkontrollen mitnehmen und haben die Zeit bestmöglich ausgeschöpft. Ok, dazu gehört eben auch, dass man im Regen von der Nachtkontrolle pünktlich um 8 Uhr losfahren muss (das Gewitter mit Starkregen war glücklicherweise gerade durch) und Kaffeetrinken und Eis Essen zwischendurch war natürlich auch nicht drin. Aber für ein paar Kekse und etwas Flüssiges aus der Pulle hat es gereicht. An den Hauptkontrollen war sogar noch locker Zeit für eine Pipipause.

Großes Kompliment an das Orga-Team Wolfgang und MiBo: die Zeiten haben für uns sehr gut gepasst.
Nur zum Schluss mußten wir für die letzten 50 Kilometer auf die Autobahn, sonst wären wir nicht um 13:50 Uhr am Ziel in Wettringen gewesen.

Zieleinlauf in Wettringen       Erst mal Kaffee und Kuchen

Ankunft am Ziel in Wettringen.

„Gut Ding will Weile haben“

Mit Spannung erwarteten wir dann am Abend die Siegerehrung, nachdem wir uns erstmal den Bauch mit den Leckereien vom ausgesprochen guten Buffet vollgeschlagen hatten. Wie gut würden die anderen sein? Wir hatten ja nur den Vergleich von 1990, außerdem gab es diesmal Änderungen beim Wertungsmodus. Und wir haben es tatsächlich geschafft, den Pokal für den ersten Platz bei den Teams zu erringen - glücklich und stolz, es dann doch nach 34 Jahren Abstinenz geschafft zu haben - und vor allem ganz ohne zu heizen wie geistesgestört. Aus dem Alter sind wir Gott sei Dank raus.

Natürlich ist eine gute Planung wichtig, wie auch das richtige Navigationssystem und die schnelle Bedienung desselben.

„Resümee - was bleibt im Gedächtnis?“

1. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht.
2. Und das nicht nur, weil wir gewonnen haben.
3. Was besonders zu erwähnen ist: der Zusammenhalt und die Gemeinschaft der Fahrer war das Highlight überhaupt. Wir freuten uns an jeder Kontrolle wieder darauf, bekannte Gesichter oder aber auch auf für uns neue Gesichter zu treffen. Es tut uns außerordentlich leid, dass wir weder Christel und Horst, noch unsere Stammtischkollegen Silvia und Bernd und auch nicht Dagmars Gummibärchenkontrolle besucht haben. Aber alles geht leider nicht. Sie mögen uns verzeihen.

Aber wir trafen uns ja dann glücklicherweise alle am Ziel, wo eine einzigartige Atmosphäre herrschte. Es ist eben doch immer noch ein Super-Event, das wir jetzt endlich nach 34 Jahren wiederentdeckt haben. Danke an MiBo, Wolfgang und alle Helferinnen und Helfer für die tolle und sehr aufwändige Organisation. Wir werden, wenn es klappt, ab jetzt wieder regelmäßig dabei sein. Egal ob als Teilnehmer oder als Helfer. Es lohnt sich in jedem Fall.

Bilder der Deutschlandfahrt von Inge und Peter