BVDM-Ordner
Helfereinweisung

Die Organisation „Aktion Blauer Punkt" rief und viele kamen.

Zum 41. Mal begann am 26.Oktiober, pünktlich um 12 Uhr, die Gedenkfahrt für die verstorbenen Motorradfahrer von Köln zum Altenberger Dom. Bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen folgten mehr als 5000 Motorradfahrer dem Ruf von Motorradpfarrer Ingolf Schulz von der Motorradfahrerseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die etwa 26 Kilometer lange Fahrt durch Köln und Odenthal zum Dom in Altenberg war auf Grund der vielen Teilnehmer, der eindrucksvollen Unterstützung der Polizei und der vielen ehrenamtlichen Helfer und Zuschauer am Rande der Strecke eine beeindruckende Veranstaltung mit Gänsehautcharakter.


Der Korso rollt, Zoobrücke in Köln

Applaus und Fähnchen...

In vier Blöcken wurden die Motorradfahrer durch die Straßen geleitet. Passanten blieben auf den Gehwegen nicht nur stehen, sie winkten den Motorradfahrern zu und zeigten Zeichen der Solidarität. Amüsant der Auftritt einer älteren Dame am Rande der Strecke mit Tanzeinlagen im Stile der Cheerleader. Die Werbung für mehr Rücksicht und Weitsicht im Straßenverkehr kam bei der Bevölkerung an und zeigte unmittelbare Wirkung. Geduldig und verständnisvoll warteten hunderte Autofahrer am Rande der Strecke auf das Ende des Korsos. Vereinzelte Gegenbeispiele trübten nicht das Gesamtbild.

Für Pfarrer Ingolf Schulz ist kein Weg zu weit...

Ingolf Schulz ist nicht nur ein Mann der Kirche. Seine Ehefrau und er sind selbst überzeugte Motorradfahrer und wissen aus eigener Erfahrung um die Gefahren, denen die Motorradfahrer-Gemeinde tagtäglich ausgesetzt ist. Vor Jahrzehnten hat er die verantwortungsvolle Aufgabe der Gedenkfahrt und anschließenden Predigt im Altenberger Dom von Motorradpfarrer Manfred Dürr übernommen. Übrigens, für Pfarrer Ingolf Schulz ist kein Weg zu weit., wenn es um seine Zweirad-Gemeinde geht. Er predigt auch auf dem Gedenkgottesdienst des vom BVDM ausgerichteten Elefantentreffens in Thurmansbang-Solla.

697 verunglückte Motorradfahrer im Jahre 2018 sind zu viel...

Die Zahl der Motorradtoten ist seit 2010 um 1,7 Prozent gesunken, doch 697 tödlich verunglückte Motorradfahrer im Jahre 2018 sind immer noch deutlich zu viel. (Quelle „bike und business", Stephan Maderner) Sie sind weit mehr als eine Zahl in der Statistik. Hinter jedem Toten verbirgt sich ein ganz persönliches Schicksal. Hier stellt sich nicht die Frage einer Schuld. In ihrem Gedenken und für alle die, die schon im Jahre 2019 verunglückt sind, ist die Gedenkfahrt auch ein mahnendes Zeichen an alle Verkehrsteilnehmer, auch an sich selbst.


Motorrad eines bei Stiege/Harz 2019 tödlich verunglückten Motorradfahrers. Foto: Polizeirevier Harz, aus Volksstimme.de

Jedes Wort hat eine besondere Bedeutung...

Der Veranstalter der Gedenkfahrt ist die „Aktion Blauer Punkt". Jedes Wort dieses Namens hat eine besondere Bedeutung, wie auch das Logo der evangelisch kirchlichen Vereinigung. „Aktion" steht für viele Treffen rund um Gedenkfahrten, Verkehrspolitik und Sicherheitstrainings, „Blau" ist die Farbe der Freiheit, die Motorradfahrer so lieben und der „Punkt" bedeutet, dass Probleme einfach genau darauf gebracht werden. Das Rad im Logo steht für die Verbundenheit zum Motorradfahren und das Kreuz erinnert an die Gefahren, die damit verbunden sind.


Logo der „Aktion Blauer Punkt" Motorradfahrerarbeit der evangelischen Kirche im Rheinland, aus Website der Kirche

Der BVDM beteiligte sich mit einem großen Aufgebot an Helfern...

Wie jedes Jahr hat sich der BVDM als Partner der „Aktion Blauer Punkt" mit einem großen Aufgebot von mehr als dreißig freiwilligen Helfern an der Organisation der Gedenkfahrt beteiligt. In alter Tradition zeichnete Karin Karrasch, selbst im Vorstand des Bundesverbandes, für die Arbeit verantwortlich. Sie hat alles perfekt organisiert.


Karin Karrasch

Versammelt wurde sich unter der Zoobrücke in Köln. Nach großem „Hallo" und einer mustergültigen Einweisung der Streckenposten verteilten sich die ehrenamtlichen Helfer zwischen der Frohngasse und dem Wiener Platz, um die Polizei bei der Absperrung unterstützen zu können.


Karin Karrasch bei der Einweisung der Helfer

Dabei stehen die Helfer nicht nur an den Knotenpunkten, sie müssen auch abfahrbereit sein, um dem Korso, wenn er passiert hat, rechtzeitig vor dem Schlussfahrzeug der Polizei folgen zu können. Eine Aufgabe, die Verantwortungsbewusstsein und schnelles Handeln in sich vereint.
Karin ist ursprünglich ein Hamburger Mädel. Vor 35 Jahren zog es sie aus der Hafenstadt nach Overath. Damals schon gab es den Gedenkgottesdienst, den sie zusammen mit ihrem Ehemann Bernd besucht hat. Pfarrer Manfred Dörr predigte seinerzeit noch von der Kanzel, bis er später aus gesundheitlichen Gründen mit dem Motorradfahren aufhören musste und das Amt an Ingolf Schulz übergab.
Pfarrer Ingolf Schulz verstand es, die Gedenkfahrt zu mobilisieren. Seinem Einsatz und seiner Medienarbeit ist es zu verdanken, dass aus ehemals 30 Besuchern des Gedenkgottesdienstes nun eine mehr als bemerkenswerte Veranstaltung geworden ist.

Alljährlich zieht der Korso 2000 bis 5000 Motorradfahrer an...

Der BVDM ist nicht alleine. Unter anderem die Biker der Bundespolizei, der Malteser, Johanniter und diverser anderer Gruppen helfen mit, damit die Veranstaltungsteilnehmer reibungslos durch den Verkehr geführt werden können. Dass das nicht immer einfach ist, sagt schon die Zahl der Teilnehmer. Alljährlich zieht der Korso etwa 2000 bis 5000 Motorradfahrer an, die am abschließenden Gedenkgottesdienst im Altenberger Dom teilnehmen. Aufrufe verschiedener Motorradvereine und -verbände sorgen jährlich für eine rege Teilnahme. In der Tat, es gibt nicht viele sinnvollere Veranstaltungen, als Ende Oktober nach Köln zu kommen, um der verstorbenen Motorradfahrern zu gedenken und für mehr Rücksicht und Weitsicht im Straßenverkehr zu werben. Ein würdiger und stilvoller Saisonabschluss.

Ohne freiwillige Helfer ist der Korso für die Polizei nicht zu bewältigen.

Der Einsatzleiter der Polizei Köln war mit der Veranstaltung am 26. Oktober mehr als zufrieden. Der Korso habe nur durch die Unterstützung der freiwilligen Helfer der vielen Vereine und Organisationen durchgeführt werden können. Insbesondere die sehr große Zahl der Teilnehmer sei eine für die Polizei sonst nicht zu bewältigende Aufgabe. Sein Dank an den Bundesverband der Motorradfahrer stellvertretend für alle anderen Helfer war mehr als nur eine nette Floskel.


Begleitung des Korsos durch die Polizei

Der Kreis schließt sich in einem Gottesdienst...

In Altenberg wartet in jedem Jahr der „Altenberger Dom", die Kirche des ehemaligen Zisterzienserklosters aus dem Jahre 1259, auf die Motorradfahrer. Der Dom ist auch Gemeindekirche der evangelischen Kirchengemeinde Altenberg, aber nicht nur das.

Er ist eine Simultankirche. Als er seinerzeit durch den Preußischen König Friedrich Wilhelm IV im Jahre 1847 wiederaufgebaut wurde, machte dieser zur Bedingung, dass sich die evangelische und die katholische Kirche das mächtige Bauwerk in seiner Nutzung teilen sollten. Das Vermächtnis des Königs führte zu einer lebendigen, intakten Ökumene.
An diesem historischen Ort schließt sich also der Kreis der Gedenkfahrer in einem Gottesdienst mit Motorradpfarrer Ingolf Schulz.


Altenberger Dom, die ersten Motorradfahrer treffen ein...

Das mächtige Kirchenschiff ist bis auf den letzten Platz gefüllt.


Voll besetztes Kirchenschiff im Dom zu Altenberg

Es ist nicht irgendein Gottesdienst. Das mächtige Kirchenschiff ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Wer keinen Platz mehr findet, versammelt sich neben den Sitzreihen, um den Worten des Pfarrers zu lauschen. Ganz im Stile moderner Gottesdienstgestaltung - und ganz sicher im Sinne der Motorradfahrer - begleitet eine Kirchenband die an die Predigt angepassten Lieder.


Kirchenband mit Pfarrer Ingolf Schulz


Motorradpfarrer Ingolf Schulz bei der Predigt, die Zange als Metapher

Eine Zange ist Metapher und Gleichnis zugleich.

Was sagt man Motorradfahrern an so einem Tag? Pfarrer Ingolf Schulz findet am 26. Oktober die richtigen Worte. Eine Zange mit besonderer Bedeutung, weil er sie von einem mittlerweile verstorbenen Freund vor vielen Jahren geschenkt bekommen hat, ist Metapher und Gleichnis zugleich. Er zeigt sie der Gemeinde.

Früher, so sagt er, seien die Dinge viel leichter - mit eben einer solch einfachen Zange, zu reparieren gewesen. Im Zeichen der fortschreitenden Entwicklung gehe das heute nicht mehr. Die Komplexität der technischen Entwicklung mache einfache Lösungen nicht mehr möglich. Dabei geht es Ingolf Schulz nicht darum, die moderne Technik zu verteufeln. Das sagt er deutlich. Einfachheit und Komplexität gibt es aber auch im menschlichen Miteinander - und in den Möglichkeiten - dieses Miteinander zu gestalten.

Pfarrer Ingolf Schulz kommt aus dem Ruhrgebiet. Zwischen den Schloten der Industriestadt ist er aufgewachsen. Daher, so sagt er, kommt vielleicht auch seine Verbundenheit zu den Motorradfahrern und die Liebe zum Motorrad. Und wohl auch die Erkenntnis, dass nur über einen guten Zusammenhalt Lösungen gefunden werden, die zum Ziel führen. Die Freundschaft unter den Menschen, wie auch zwischen Gott und den Menschen, weise für ihn genau in diese Richtung.

Nachdenklich verlassen die Motorradfahrer nach dem gut einstündigen Gottesdienst den Dom. Pfarrer Ingolf Schulz versteht es, die Menschen zu berühren. Dass er sie erreichen kann, hat der Korso am 26. Oktober eindrucksvoll bewiesen.


Im Zeichen der Verbundenheit, die Helfer des BVDM treffen am Altenberger Dom ein...

G. H.-St.