Manfred Ahrens mit der Nummer 49.

Seit 2012 fahre ich mit meiner 350er Norton M 50 in den Niederlanden im HMV (Historische Motorsport Verenigung) Oldtimerrennen. Die Rennen dort unterscheiden sich von den Veranstaltungen in Deutschland deutlich, da sie von einem Verein organisiert werden, in dem eine enorme ehrenamtliche Tätigkeit dafür sorgt, dass jährlich etwa 12 bis 14 sogenannte Demos gestartet werden können. Der Mitgliedsbeitrag des Vereins sowie die jeweiligen Startgebühren sind sehr gering. Für die Saison 2022 hatte ich geplant, an acht Läufen teilzunehmen. Nachdem in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Coronapandemie keine Veranstaltungen stattfinden konnten, sollte es nun wieder losgehen. Leider wurden drei Demos wieder abgesagt, an denen ich gern gefahren wäre. Was blieb nun noch für mich übrig?

 

Manfred Ahrens mit seiner 350er Norton. Foto: Klein

Mit der Rennsaison in Holten gestartet

Die Saison begann wie üblich in Holten – diesmal nicht am Königsdag sondern am 08. Mai. Die Teilnehmerzahl war nach den zwei Jahren Pause groß. Ich bin mittlerweile 75 Jahre alt und da muss man sich vor der Saison kritisch betrachten, ob man es noch ein Jahr wagen kann. Ist die Konzentration und sind die Reflexe noch vorhanden, die man für ein Rennen aufbringen muss? Ich war mir sicher, es geht noch. Bei meinem Trainingslauf in Holten fühlte ich mich richtig gut und so blieb es auch in den beiden Wertungsläufen.

Der Kurs in Holten ist reizvoll. Foto: Klein

Ich liebe diesen Kurs der in der Landschaft verläuft und nicht im Gewerbegebiet. Zehn Punkte für die Jahreswertung durch einen 6. Platz in der Gleichmäßigkeit waren für mich okay.

Zahlreiche Teilnehmer starteten beim Rennen in Holten. Foto: Klein

Anspruchsvoller Kurs in Rockanje

Als nächstes stand am 21. Mai die Demo in Rockanje an. Dort war ich erst einmal gefahren. Der Kurs ist anspruchsvoll mit vielen Kurven. Rochanje liegt direkt an der Küste und das Fahrerlager ist auf dem Strandparkplatz eingerichtet. Dort befinden sich auch Start/Ziel.

Vom Start weg geht es ca. 1 km eine kurvige Strecke zum Ort Rockanje hoch. Auf griffigem Betonpflaster fährt man dann um einige scharfe Ecken durch den Ort und dann wieder eine lange Gerade unterbrochen von einer Schikane zum Strand hinunter. Es ist eine schöne Strecke, aber man muss aufpassen. Leider gab es einige etwas übermütige Fahrer und so stürzte einer in meiner Klasse. Das führte zum Abbruch des ersten Laufes. Das passiert sehr selten beim HMV. Da es jedoch keine schweren Verletzungen gegeben hatte, konnte das Rennprogramm weitergeführt werden.

Das geplante Rennen in Nunspeet war leider abgesagt worden und so ging es am 6. Juni mit Tubbergen weiter. Dort hatte man den Streckenverlauf völlig geändert. Es ging nun nach dem Start und der anschließenden Geraden nicht rechts ab sondern links ab und der Kurs verlief linksherum. Das liegt mir als Linkshänder. Ich hatte die Strecke am Abend zuvor zu Fuß abgelaufen und freute mich schon auf die kurvenreichen Kombinationen.

Platz 1 in Tubbergen

Nach dem Trainngslauf war ich zunächst nicht so glücklich. Fast alle Kurven in einem  Bereich waren im 2. Gang zu fahren und es lohnte kaum, dazwischen in den 3. Gang zu schalten. In den beiden Wertungsläufen verzichtete ich dann auf den 3. Gang und drehte den 2. Gang hoch aus. So passte es richtig gut. Es fühlte sich perfekt an - links- links- rechts- links. Es ging unheimlich gut ab und es hat mir viel Spaß gemacht. Am Ende konnte ich bei der Siegerehrung in strömendem Regen den Pokal und einen Blumenstrauß für den 1. Platz abholen.  

Die Demos in Schagen und Zeeland waren leider auch abgesagt worden und so kam als nächstes der Termin 14. August in Mill. Der Wetterbericht sagte allerdings Temperaturen von 30 bis 33 Grad voraus. Das war für einen alten Mann zu heiß. Das Risiko aufgrund der Hitze einen Fahrfehlen zu machen, war mir zu groß. Ich blieb zu Hause.

Vlagtwede ist ein Stadtkurs

Am 20. August war Vlagtwede angesagt. Dort war ich schon zweimal gefahren. Die Strecke geht überwiegend durch den Ort und hat viele Kurven und eine lange Gerade. Alles wird durch üppigen Baumbestand beschattet. Es hat allerdings auch seine Tücken wenn man bei Sonnenschein vom Schatten in die Sonne kommt oder umgekehrt.

Manfred Ahrens auf seiner Norton beim Rennen in Vlagtwede. Foto: Klein

Meine Norton M 50 war wieder gut in Form. Die Wetterlage an dem Tag war warm aber noch angenehm. Der Trainingslauf verlief gut. Wir fuhren aufgrund weniger Starter zusammen mit den 500er. Ich hatte den Kurs gut drauf. Die Norton verrichtete wie gewohnt zuverlässig ihren Dienst. Den ersten Wertungslauf beendete ich mit einem sehr guten Gefühl. Nach uns kam im Beiprogramm eine große Gruppe Fahrer von einem örtlichen Verein mit modernen Maschinen. Die waren für diesen Kurs viel zu schnell und die jungen Leute teilweise zu hitzig. So kam es, dass ein Fahrer mit seiner Yamaha in der Kerkstraat die Rechtskurve nicht schaffte und geradeaus in die Absperrung flog. Dort verletzte er einen 72 Jahre alten Zuschauer, der mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde. Das war es dann. Das Rennen wurde beendet. Kein zweiter Wertungslauf mehr. Wir konnten packen und nach Hause fahren.

Da die Demo in Hooghalen auch abgesetzt worden war, entschloss ich mich, die Demo in Schoonhoven zu fahren. Der Ort liegt kurz vor Rotterdam. Dort war ich noch nie mit dabei. Das sollte mein letzter Lauf für 2022 sein. Für Solo war der Kurs okay – ausreichend Kurven guten Asphalt – keine Schlaglöcher – eine lange Gerade mit leichter Linksbiegung. Gespannfahrer fanden den Kurs nicht so toll. Für mich verliefen die Läufe wieder optimal und ich hatte viel Spaß mit meiner Norton.

Jetzt kam Ende Oktober noch die Abschlussfeier in Woudenberg mit Ehrung der ehrenamtlichen Helfer und der Jahresbesten in den einzelnen Starterklassen. Ich bin glücklich, dass ich das alles so erleben darf. Vielleicht hänge ich noch einige Jahre dran. 

Anekdote zum Renngeschehen:

Als ich 2012 meine erste Saison fuhr, wurden beim Start die Maschinen ab 250 ccm aufwärts in zwei Gruppen gestartet. Erst die Fahrer mit Anschiebestart und dann die Maschinen mit laufendem Motor. Seit 2016 wurde dann fast ausnahmslos mit laufendem Motor gestartet. Heute sind wir so weit, dass nahezu jeder Teilnehmer eine Startmaschine im Fahrerlager benutzt. Ich besitze so etwas nicht und schiebe nach alter Art an. Damit habe ich allerdings gar keine Probleme. Die Norton läuft schon nach wenigen Schritten. Ich wurde deswegen bereits mehrfach angesprochen, warum meine Maschine so perfekt anspringt. Das scheint mittlerweile eine Besonderheit zu sein, über die es sich zu reden lohnt. Schieben, anspringen, thats a Norton.