Am Samstag, 17. September, trafen sich gut 50 Teilnehmer zum dritten Schönauer Electric Ride. Und ja, Wasser (Regen) und Strom in Form von elektrisch angetriebenen Motorrädern vertragen sich. Es gab keine Ausfälle wegen Ausrutschern oder Störungen an den Antrieben.
Die Teilnehmer kamen aus fast ganz Deutschland, der Schweiz und Belgien. Es war ein bunt gemischter Haufen, der sich traf, um eine gemeinsame Ausfahrt bei widrigen Verhältnissen zu fahren. Es war überraschend zu sehen, dass auch die Altersstruktur komplett gemischt war. Es gab neben den verschiedenen Modellen von Zero auch noch zwei Energica und ein ehemaliges K100 Gespann mit einem Zero-Antrieb und Akku.
Der Motor der Veranstaltung ist Christian Jog, der gemeinsam mit seinem Verein „Electrify-BW e.V.“ die Organisation durchführt. Unterstützung erhält durch die EWS Schönau und die Stadtverwaltung Schönau.
Das Thema der Podiumsdiskussion lautete: „Werden Motorräder die Welt retten?“
Nach einem ausgiebigen Frühstück trafen sich die Teilnehmer ab 9 Uhr zur Ausfahrt, nach einigen Worten von Christian Jog zum Ablauf, aber auch zu Haftungsfragen, ging es gegen 10 Uhr endlich los. Über wunderschöne Straßen im Schwarzwald, teils bei Sonne, teils bei Regen konnten alle Teilnehmer die Tour genießen. Gegen 12.30 Uhr trafen die Biker wieder am Elektrizitätswerk Schönau ein. Dort gab es Strom für die Maschinen, soweit nötig, und leckere Speisen für das leibliche Wohl. Es wurde Benzin/Strom geredet und die Welt war für alle in Ordnung. Pünktlich um 14 Uhr konnte die Podiumsdiskussion beginnen. Leider hatte der Bürgermeister von Schönau kurzfristig wegen Krankheit abgesagt. Aber mit Sebastian Sladeck, Geschäftsführer der EWS, Remo Klawitter vom Elektromotorraclub Deutschland (EMCD) und Michael Wilczynski vom Bundesverband der Motorradfahrer, sowie Christian Jog als Moderator sollte es keine langweilige Veranstaltung werden.
Natürlich kam zuerst das Thema Verkehrslärm zur Sprache, die Biker der Veranstaltung haben ja bewiesen, dass es auch sehr leise funktionieren kann.
Sebastian Sladek dass es in Schönau direkt kaum Probleme mit den Motorrädern gäbe, aber schon einige Kilometer weiter sehe die Problematik ganz anders aus. Ob die im Umfeld installierten Lärmdisplays wirken, könne er nicht beantworten. Michael Wilczynski vom BVDM e.V. stellte klar, dass es dazu schon einige Studien gäbe und die Displays durchaus Wirkung zeigen. Natürlich nicht immer so wie es nötig wäre, aber kleine Erfolge sind auch Erfolge. Wobei die Geräte wirklich gut eingestellt werden müssen. Denn ein falsch eingestelltes Display ist kontraproduktiv. Dies konnte durch die Teilnehmer bestätigt werden, denn während der Ausfahrt bekamen einige der elektrischen Motorräder ein „Bitte Leise“ anstatt eines „Danke“ angezeigt!
Christian Jog fragte provokant in die Runde: „Sind Straßensperrungen die Lösung"? Michael Wilczynski erwiderte, dass Sperrungen zuerst einmal asozial sind, da diese die Problematik nach dem Floriansprinzip nur auf andere Straßen und Gemeinden verlagern würden. Wenn es einen richtigen Lärmschutz geben soll, müssten alle Fahrzeuge von der betreffenden Straße verbannt werden! Die Frage nach Streckensperrungen nur für Motorräder mit Verbrenner, also ein Für E-Motorräder frei, erteilte der Vorsitzende des EMCD eine klare Absage. Die Motorradfahrer müssten zusammenhalten und dürften sich nicht auseinanderdividieren lassen! Egal wer was für ein Motorrad fahre, alle seien gleich!
Die Aktionen Kaffee statt Knöllchen fanden großes Interesse bei der Zuhörerschaft, zumal wir wissen, dass unsere Botschaft dabei den einen oder anderen erreicht. Jeder der auf Grund so einer Aktion etwas umsichtiger fährt und die Gashand vorsichtiger bewegt, ist ein Beitrag zum Allgemeinwohl.
Auch Christians Frage nach dem Umgang der Motorradfahrer untereinander, im realen Leben sowie im Internet/Social Media konnte Remo beantworten. Im Netz wird schnell gegen die E-Motorräder gehetzt. Aber im realen Leben auf der Straße ist ein echtes Interesse an den elektrischen Motorrädern feststellbar. Auch wenn die Anschaffungskosten viele erst einmal abschrecken. Aber die vielen Fragen sprechen für sich.
Natürlich wurde auch versucht, auf das eigentliche Thema Welt retten einzugehen. Hier stellte sich sehr schnell heraus, dass Motorräder alleine nicht die Welt retten können. Auch wird es in den nächsten Jahren eine große Mischung aus allen Antriebsarten geben. Verbrenner klassisch, Verbrenner mit E-Fuels, Elektroantriebe und auch Wasserstoff sind da vorrangig zu nennen. Welche Art sich im Endeffekt dazu eignet, die Welt zu retten, wird sich zeigen.
Ebenso wurde die Problematik der Ladesäulen-Infrastruktur angesprochen, von der Art der Lademöglichkeiten bis hin zur besseren Kenntlichmachung der Säulen. Bezogen auf den Lärm wurde jedoch klar: Wenn alle verantwortungsvoll fahren, bräuchte man keine Straßensperrungen, keine Geschwindigkeitsbegrenzungen und keine Lärmmessungen. Wir haben es in der Gashand!
Nach der fast zweistündigen Diskussion hatten die Teilnehmer noch die Möglichkeit, beim MSC Schopfheim ein leichtes Offroad-Training mit ihren elektrischen Straßenmotorrädern zu absolvieren. Hier lernte der eine oder andere schnell die Grenzen seiner Maschine bzw. seiner Reifen kennen. Aber es hat allen Freude gemacht, mal etwas Neues zu testen.
Weiterführender Link: https://www.badische-zeitung.de/sind-elektromotorraeder-die-loesung-fuer-das-laermproblem-im-schwarzwald--217404820.html