Des Autors Multistrada, Foto: BVDM, Markus Diewald

Rennstreckentraining für alle!

Wer kennt es nicht, das Problem mit der Straßenverkehrsordnung und dem sportlichen Fahren?

Für Freunde des sportlichen und schrägen Fahrens mit dem Motorrad, ist die bessere Lösung ein Training auf abgesperrter Strecke. Unter Anleitung von erfahrenen Instruktoren verspricht ein solches Training maximale Sicherheit und geringeres Risiko mit extrem hohen Spaßfaktor.

Schöner Nebeneffekt: Das Training zeigt einem Reserven, die im Straßenbetrieb eventuell sogar Leben retten können. Natürlich fährt man diese Schräglagen nicht im öffentlichen Straßenverkehr. Aber im Notfall könnte man es anwenden und hat somit ganz andere Reserven. Außerdem tobt man sich besser hier aus als auf der Straße!

Aufstellung hinter der Tribüne, Foto: BVDM / Diewald

Die Zielgruppe

Unter Gleichgesinnten kann man hier an der Fahrtechnik feilen und sich selber von Turn zu Turn verbessern.
Natürlich kann auch hier ein Sturz passieren, das liegt nunmal an der Physik eines Motorrades. Aber selbst wenn, ist hier die sofortige Hilfe verfügbar und es sind keine Hindernisse im Weg, die Auslauf- und Schutzzonen sind andere als auf der Straße!

Somit ist schonmal die Zielgruppe eines solchen Trainings beschrieben. Wer jetzt glaubt hier kommen nur die „echten" Racer zusammen, um sich auf der Rennstrecke auszutoben, irrt.

In Venray, auf dem Racetrack in der Nähe von Venlo, folgten rund 120 Teilnehmer dem Angebot von Uwe Schievenhövel zu einem solchen Training. Uwesschievtraining organisiert hier ein Event für jeden/jede Motorradfahrer/in. Hier trafen sich Sportler, Tourer, erfahrene Hasen sowie absolute Rennstreckenneulinge. Von der 200-PS-Sportmaschine bis zur Reiseenduro (inkl. aller verfügbaren Gepäcktaschen) war alles vertreten.

Ankommen

Bei Ankunft startet man mit der Anmeldung bei den netten Damen der Organisation. Eine Selbsteinschätzung geschieht schon hier bei der Anmeldung.
Nach der Anmeldung folgt die Fahrerbesprechung. Nach einer Begrüßung durch den Chef werden die Erwartungen der Organisation beschrieben: Verhalten auf dem Gelände, Verhalten beim Fahren, was darf und was muss man beachten.

Dann werden noch die Instruktoren vorgestellt. Anschließend rufen die Instruktoren der vier Gruppen ihre Schäfchen zusammen, und es gibt nochmal eine genauere Anweisung zum Ablauf, aber auch eine kurze Flaggenkunde und Verhaltensregeln (z.B. wenn jemand stürzt).

 

Fahrerbesprechung, Foto: BVDM, Diewald

Einteilung der Gruppen

Es gibt vier Gruppen:

  1. Grau: Absolute Anfänger und Rennstreckenneulinge
  2. Grün: Erfahrene Motorradfahrer, aber ohne Rennstreckenerfahrung
  3. Blau: Sportlich ambitionierte Motorradfahrer, die schon sicher und zügig unterwegs sein können
  4. Gelb: Rennstreckenerfahrene, sportliche Fahrer (schon schneller unterwegs)
  5. Rot: Racer, die ihre Limits weiter ergründen wollen

Innerhalb dieser Gruppen gibt es noch weitere Unterteilungen in Schnell, Mittel und Langsam. Somit sollte für jeden Erfahrungsgrad eine passende Gruppe gefunden werden. Die Einteilung der Gruppen ist nicht starr und von Beginn an festgelegt. Wer über- oder unterfordert ist, kann jederzeit mit der Orga sprechen und in den Pausen ist ein Wechsel in die passendere Gruppe möglich, auch mehrfach. Hinzu kommen erfahrene Guides, die während der Turns einen Blick auf die Fahrer haben und auch Empfehlungen aussprechen.

Zusätzlich besteht noch das Angebot von Einzeltrainings. Man kann sich seinen eigenen Instruktor buchen und individuell mit ihm trainieren. Dies sind natürlich kostenpflichtige Zusatzdienste, die auch in Anspruch genommen wurden.

 

Aufstellung, Foto: BVDM, Diewald

Die Turns

Bei Ankunft erhält jeder Teilnehmer einen Zeitplan, der übersichtlich darstellt, wann man an der Reihe ist. Hinter der Tribüne erfolgt die Aufstellung: Ganz links die Racer, nach rechts folgend die Gelben, Blauen, Grünen und Grauen.

Ist die Zeit gekommen, fährt der Instruktor vor und zieht seine Gruppe hinter sich her. An der Einfahrt auf die Strecke wird gewartet, bis die vorherige Gruppe die Strecke verlassen hat. Erst dann startet der Turn. Während des gesamten Turns ist überholen innerhalb der eigenen Gruppe verboten! Die Reihenfolge ist auch hier nicht starr, sondern kann nach jedem Turn angepasst werden.
Da in jeder (Farb-)Gruppe noch unterschiedliche Gruppen fahren, kommt es zu Überholvorgängen. Diese geschehen nur auf der Zielgeraden. Die langsamere Gruppe fährt rechts und langsamer, damit die schnelle links überholen kann. Dies geschieht mit eindeutigen Zeichen durch die Instruktoren. Also ein gefahrloses Überholen innerhalb der Turns.

Die Instruktoren sind sehr umsichtig und passen die Geschwindigkeiten an die Teilnehmer ihrer Gruppe an. Somit fällt niemand weit zurück. Im Laufe des Tages ergibt sich durch die Wechsel der Teilnehmer eine homogene Geschwindigkeit. Jeder wird seine passende Gruppe finden!

 

Benzinquatschen zwischen den Turns / Foto: BVDM, Diewald

Nachbesprechung

Nach jedem Turn ruft der Instruktor seine Gruppe zusammen und fordert ein Feedback ein. Auch Fragen werden hier beantwortet sowie Tipps weitergegeben. Auch eine Einweisung anhand des Streckenplans zu Linienwahl, Einlenkpunkten usw. wird spätestens nach dem ersten Turn durchgeführt. Aber auch hier gilt: Nichts ist in Stein gemeißelt. Bevorzugt jemand eine andere Linie, wird niemand etwas dagegen haben.

Blaue Gruppe (Schnell), Foto: BVDM, Diewald

Pausen und Verpflegung

In einer der Boxen stehen ausreichend Getränke bereit. Eine Truppe („die Bärtigen") kümmert sich um Getränke und Essen, nachmittags sogar mit Waffeln. In der Mittagspause gab es Bratwürste vom Grill mit Pommes. Kleinigkeiten zum Naschen und Obst standen den ganzen Tag bereit.

Verpflegung super! Foto: BVDM / Diewald

In der Mittagspause traf sich die blaue Gruppe (schnell) beim Coop-Partner des Trainings, da dieser in unserer Gruppe mit fuhr und dort ausreichend Bänke zur Verfügung standen. Hier wurden Erfahrungen ausgetauscht und Benzin gequatscht. Auch der Chef schaute vorbei, und es wurde eine kurzweilige Pause:


BMW vor Ort / Foto: BVDM, Diewald

Pause mit den BMW-Fahrern, Foto: BVDM, Diewald

Der Autor und sein Fazit

Ich habe diverse Rennstreckenerfahrung und halte mich auch selber für einen sportlichen Fahrer. Daher fühlte ich mich dort sofort wohl. Die Teilnehmer waren alle sehr entspannt, die freundliche Atmosphäre des ganzen Tages steckte an. Das „Miteinander" fühlte man vom ersten Moment an. Die Gruppen fanden zusammen und zumindest unsere Gruppe war wirklich von Beginn an auf gleichem Niveau unterwegs. Die Turns waren bei 30 Grad wirklich anstrengend und man musste schauen, dass man in den Pausen ausreichend Flüssigkeit ausglich. Wie der Zufall es wollte, fuhr ich mit einem (mir bis dahin) unbekannten Fast-Nachbar in der gleichen Gruppe. Der Thomas (siehe Bild) betreibt im unserem Dorf eine Fahrschule und war hier mit einer Panigale unterwegs. Er bot mir dann auch an, bei ihm zu tanken, sonst hätte ich die Mittagspause mit der Suche nach einer Tankstelle verbringen müssen. Vielen Dank dafür hier an dieser Stelle!

Tanken in der Mittagspause! Foto: BVDM, Diewald

Persönlich konnte ich noch ein bis zwei Tipps des Instruktors gut umsetzen und brachte meine Multistrada gesund und in gutem Zustand abends wieder nach Hause. Haltung auf dem Motorrad und Hanging-Off klappten, auch wenn mein letztes Training etwas her war, hervorragend. Den Fahrspaß konnte man allen Teilnehmern am Gesicht ablesen. Jeder hatte seine Herausforderung und konnte wohl auch viel mitnehmen für die nächste Fahrt auf den Straßen.
Fazit: Es war anstrengend, es war herausfordernd, aber hat irrsinnig viel Freude gemacht. Ich werde wohl oder übel wieder kommen müssen.

 

Foto: BVDM, Diewald

 

Weiter Informationen:


Sicherheitstrainings des BVDM

Uwesschievtrainings