Helikopterpilot
Georg Fuhrmann im Interview
Der Lebenslauf des gebürtigen Rheinländers liest sich zunächst wie der Steckbrief eines Abenteurers, immer auf der Suche nach einer Herausforderung, einer Steigerung der persönlichen Belastung und der Suche nach den Grenzen: Hubschrauberpilot als verwirklichten Kindheitstraum, zunächst bei der Bundeswehr, dann seit 2012 bei der DRF Luftrettung mit Standort Regensburg. Das Leben als Hubschrauberpilot, so sagt er, biete mehr Abwechslung, sei herausfordernder als das Fliegen eines Tragflächenflugzeugs. Man nimmt es ihm sofort ab. Als Pilot habe er viel erlebt, Spannendes in der Ausbildung bei der US Army, Auslandseinsätze, Tiefflüge, aber auch Tragisches in seiner Eigenschaft als Luftretter beim Retten Verunglückter.
Aber ist Georg Fuhrmann ein Abenteurer? Als ich eine Stunde zu früh beim ihm zu Hause eintreffe, begrüßt mich ein freundlicher, höflicher und bodenständiger junger Mann, der erst die griechische Bracke ausführen muss, die seine Freundin aus Griechenland aus dem Tierheim vor der Vereinsamung gerettet und mit nach Hause gebracht hat. Das macht ihn auf Anhieb sympathisch. Nein, er sei kein klassischer Abenteurer. Dazu habe er zu viel Respekt vor den Grenzen einer Herausforderung. Er möchte das, was er tut, kontrollieren können, sich maßvoll an das herantasten, was er macht. Er sei auch nicht der Typ, der alles hinter sich abbreche, um etwas zu erleben. Nach einem Abenteuer möchte er wieder den gesicherten, heimatlichen Hafen ansteuern können. Georg wirkt authentisch, unspektakulär und ehrlich. Damit fehlt ihm gottlob jenes „Wahnsinns-Gen“, das reinen Abenteurern nicht selten anheim ist, und das sie bisweilen Grenzen überschreiten lässt. Für einen Piloten wäre das auch im Mindestmaß gefährlich.
Als Pilot für die DRF Luftrettung unterwegs
Georg Fuhrmann als Rettungssanitäter mit dem Motorrad des BRK, Bild Georg Fuhrmann
Georg will mehr als fliegen, er ist aus voller Überzeugung auch Rettungssanitäter. Eine Ausbildung, die sein Privatleben prägt. Tätig zu sein im Dienste des Menschen ist mehr als nur „Hobby". Es ist eine innere Berufung, die Georg mit seiner ausgeprägten Leidenschaft für das Motorradfahren verbindet:
Ehrenamtliche Tätigkeit beim Katastrophenschutz, Kradmelder und seit 2013 beim BRK Regensburg als Rettungssanitäter mit einer R 1200 RT unterwegs.
Bei so viel Engagement stellt sich natürlich die Frage nach der Zeit, die bleibt, um all das zu tun. Georg arbeitet im Schichtdienst. Sechs Tage in der Woche steht er voll und ganz als Pilot der Luftrettung zur Verfügung. Dann hat er sechs Tage frei und kann sich den Hobbys widmen, die sich eng an seinem Beruf und am Motorradfahren orientieren.
Unweigerlich frage ich mich, ob bei den Erlebnissen, die man als Luftretter und Rettungssanitäter hat, nicht manchmal Bedenken aufkommen, was das Motorradfahrer angeht.
Georg Fuhrmann: „Ab und an denke ich schon über das Risiko beim Biken nach, aber abgehalten hat es mich noch nicht davon. Man fährt bedachter, denkt vielleicht öfter über bestimmte Situationen, Manöver und regelmäßiges Training nach.“
Georg Fuhrmann, hier im Training unterwegs mit einer R 100 GS, Bild Bastian Brüsecke
Georg fährt leidenschaftlich Motorrad. Und auch hier sucht er kontrolliert Grenzerfahrungen. Im Jahre 2004 sammelte er auf einer BMW R 1150 GS Adventure erste Geländeerfahrungen, die ihn nicht mehr losließen. Seit 2014 ist er auf einer BMW 1200 GS Rallye als Trophy Bike unterwegs - und wen wundert es - unter anderem als Teilnehmer der Qualifikation zur Deutschen GS Trophy. Georg Fuhrmann: „Leider hat es aber als 25. der Gesamtwertung dann doch nicht für das Finale und das Team Germany gereicht."
Aber onroad und offroad auf Straßen und Wegen unterwegs zu sein, bei deren Namen das Herz des Motorradfahrers höher schlägt - oder aber sich Angstschweiß auf der Stirn bildet - das möchte er schon. Und das macht er auch:
Die Ligurische Grenzkammstraße hat Georg Fuhrmann unter die Räder seiner GS genommen und das höchstgelegene Motorradtreffen Europas auf der Stella Alpina besucht. Stella Alpina, das steht für ein Motorradtreffen ohne Werbung und Programm, es findet einfach statt. Und so ist auch Georg Fuhrmann. Er handelt selbstverständlich, ohne Kult, immer aus Überzeugung.
Wer sich für Georg Fuhrmann interessiert, der findet ihn auf seiner Homepage unter www.gs-kutscha.de trefflich skizziert. Von Terminen über Reiseberichte bis Touren findet man dort alles, was das Herz des Motorradreisenden höher schlagen lässt. Wer träumt als Offroadfahrer nicht davon, wie Georg einmal nach Finnland in das Land der Schotterpisten und tausend Seen zu fahren oder Russland zu besuchen? Ein Highlight ist sicher auch - allerdings größtenteils onroad - seine Motorradreise durch Neuseeland. Das Besondere an Georgs Homepage ist, dass dort jeder Motorradfahrer seine Reiseberichte einstellen kann und dazu regelrecht aufgefordert wird.
Georg Fuhrmann, Bild Bastian Brüsecke
Natürlich frage ich ihn auch, ob er schon einmal das Elefantentreffen des BVDM besucht hat. Nein, so sagt er, dort sei er bisher noch nicht gewesen. Aber er habe viel davon gehört und würde es sich gerne einmal anschauen. Er bewundere die Leute, die bei widrigen Temperaturen, Schnee und Glatteis mit dem Motorrad an seinem Heimatort vorbei bis nach Thurmansbang-Solla fahren.
Georg ist kein Vereinsmeier. Ihn interessieren die Ziele einer Vereinigung, die ihn überzeugen müssen. Deshalb hat er sich 2002 dazu entschlossen, in den BVDM einzutreten.
Georg Fuhrmann: „ … ein Verein mit Wirkung und Interesse an politischem Einfluß zum Wohle des Motorradfahrers, eine Lobby für Biker statt für Autofahrer …“
Er würde auch gerne etwas für den BVDM tun, allerdings im Rahmen seiner Erfahrungen und seiner Berufung. Eine Position als reiner Funktionär strebt er nicht an. Das würde auch nicht zu ihm passen. Georg hat Aufgaben, die sich trefflich mit einer Arbeit auch für den BVDM und dessen übergeordneter Ausrichtung verbinden ließen:
„Als Motorradfahrer und Rettungssanitäter kann ich einfach meine Interessen kombinieren, gegenseitig ergänzen und fördern. Ebenfalls macht es mir Spaß zu unterrichten. Das mache ich seit 10 Jahren. Deshalb verfolge ich auch ein Konzept mit dem Notfalltraining für Biker, dem Offroad Medical Training, welches natürlich auch für den Strassenfahrer geeignet ist. Seit mehreren Jahren bin ich ebenfalls als Co-Instruktor bei einer lokalen Fahrschule jährlich mehrfach im Rahmen des Fahrsicherheitstrainings aktiv…“
Hier bietet sich ein guter Ansatz für eine Tätigkeit, die auch dem BVDM zugute kommt.
Georg arbeitet mit der „Taktischen Einsatzmedizin Metzner“ aus Regensburg zusammen. Die Gesellschaft bietet ihm die Möglichkeit, ein Notfalltraining speziell für Motorradfahrer anzubieten, die sich auch abseits asphaltierter Straßen und fernab der Zivilisation bewegen. Dass eine solches Training auch sehr gut zur Schulung des „normalen“ Motorradfahrers geeignet ist, liegt auf der Hand. Selbst in ansonsten zivilisierten Gegenden kann man sich nicht immer sicher sein, im Falle eines Sturzes sofort Hilfe holen zu können. Schließlich ist das Handynetz im Norden Norwegens flächendeckender als in Deutschland. Und gottverlassene Gegenden gibt es nicht nur in der Mongolei und Tunesien.
„Bei mir wird nicht nur wie in einem Lehrsaal klassisch unterrichtet. Das schreckt viele ab. Die Teilnehmer bekommen ein sehr hochwertiges Equipment aus dem Rettungsdienst an die Hand und müssen damit trainieren. Sie üben mit Kleidungsscheren eine tatsächlich angelegte Kombi aufzuschneiden oder einen Bruch mit einem speziellen Verband im Wege der Ersthilfe zur versorgen. Die gelebte Praxisnähe unterscheidet uns von einer handelsüblichen „Erste Hilfe“ Schulung.
Wir können mit dem Programm überall dorthin kommen, wo uns eine entsprechende Räumlichkeit zur Verfügung gestellt wird. Örtlich begrenzt sind wir nicht. Am 8.12. diesen Jahres sind wir zum Beispiel in Berlin.“
89 Euro kostet das Training pro Person. Für den Preis erhält man ein komplettes Tagestraining, das tatsächlich in die Lage versetzt, eine Erstversorgung durchzuführen, die über die bloße „Erste Hilfe“ hinausgeht.
Dieses Angebot gilt auch für den BVDM. Angeschlossene Vereine können sich gerne mit Georg in Verbindung setzen und alle Einzelheiten besprechen. Dass bei einer Anreise über das Regensburger Umfeld hinaus zusätzlich die Reisekosten des Instruktors auf die Teilnehmer umgelegt werden müssen, ist eine Selbstverständlichkeit.
Von sich selbst sagt er: „Ich bin gläubig. Der Glaube hat einfach Einfluß auf mein Leben, meine Einstellung, mein Empfinden und somit hat er bestimmt auch zu einer ehrenamtlichen Tätigkeit beigetragen.“ Bescheiden beantwortet er die Frage nach seinen Lebenszielen mit dem Motorrad: „Immer gesund bis ins hohe Alter Motorrad fahren zu können und zu dürfen“.
Georg Fuhrmann, Bild Tobias Loew
Kontaktdaten Georg Fuhrmann
fuhrmann@taktische-einsatzmedizin.de (für den medizinischen Kurs)
+49-(0)151-52437773
Günter Heumann-Storp