Planmäßig fand Anfang Oktober das Herbstmeeting der FEMA in Brüssel statt. Bis zu 30 Personen füllten den Konferenzraum des Mundo-B im Zentrum von Brüssel. Ohne Diskussion wurde das Protokoll des Spring Meetings in Prag genehmigt. Seit dem Meeting in Prag sind mit MotoADN aus Rumänien Motorradfahrer aus einem weiteren Land in der FEMA vertreten. Die FEMA-Präsidentin und alle Vorstandsmitglieder haben bekanntgegeben, dass sie bei den Wahlen im Februar 2020 wieder kandidieren werden. Sie können aber Unterstützung vertragen. Weitere Kandidaten können sich bis 07.01.2020 bewerben.

  

Wem gehören die Daten

Als ersten großen Tagesordnungspunkt berichtete Guido Gielen als Technischer Direktor der FIA (Federation Internationale de l´Automobile) zum Thema „Wem gehören die Daten“. Schon heute erfassen neue Autos und Motorräder eine Unmenge von Daten. Nicht geregelt ist, welche Daten sie speichern und senden und vor allem wer diese Daten zu welchen Zwecken nutzen darf. Die FIA weist darauf hin, dass die Hersteller bei der Datenerhebung transparent sein sollten: dass klar sein muss, wo und wie Informationen gespeichert werden, dass der Verbraucher (der Eigentümer des Fahrzeugs) das Recht hat, informiert zu werden und dass er frei entscheiden kann, ob seine Daten gespeichert werden sollen oder nicht benutzt werden dürfen. Hersteller wollen die Daten kommerzialisieren. Die FIA konzentriert sich auf diesen Punkt und möchte, dass diese Informationen auf den Eigentümer des Fahrzeugs beschränkt sind. Es gibt keine Vereinbarung mit den Herstellern. Die Sicherheit der Daten ist nicht gewährleistet, aber ein Lösung ist möglich. Immer mehr Gesetze werden in Genf erlassen, an denen die FIA beteiligt ist. Es ist wichtig, mit am Tisch zu sein. Die FIA, als weltweiter Dachverband der Automobilclubs, bittet die FEMA als Interessenvertretung der Motorradfahrer in Europa um Unterstützung. Dies wird im Vorstand der FEMA besprochen. Aus Sicht des BVDM muss jeder Motorradfahrer selber entscheiden können, welche von seinem Motorrad erfassten Daten gespeichert und genutzt werden. Vor allen von wem und wofür.

Wachstum, Finanzen und Arbeitsberichte

Als nächstes stellte sich mit der Fédémoto ein weiterer Verband aus Belgien vor und bat um Aufnahme in die FEMA. Der Fédémoto setzt sich in Belgien aktiv mit vielen Aktionen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr ein. Im Gegensatz zu allen anderen FEMA-Mitgliedern hat er jedoch nur nicht zahlende Mitglieder und finanziert sich über Fördergelder der wallonischen Regierung. Ein Fall, den die FEMA Satzung nicht vorsieht und der geprüft wird. Der Fédémoto wurde ein Beobachterstatus für ein Jahr eingeräumt. Im Anschluss berichtete der Schatzmeister der FEMA über die Finanzen und stellte einen ersten Plan für 2020 vor. Grundsätzlich sind alle Einnahmen und Ausgaben im Plan. Eine Arbeitsgruppe soll gebildet werden, um die Mitgliedsbeiträge zu prüfen und zu aktualisieren. Nach dem ehrenamtlichen Schatzmeister berichtete das hauptamtliche FEMA-„Sekretariat“ über seine vielfältigen Tätigkeiten in den letzten Monaten.

Fahren ohne Führerschein

Maria vom schwedischen SMC berichtete über das Unfallgeschehen in Schweden. Besonders auffällig ist dabei, dass über 30 Prozent der getöteten und schwerverletzten Motorradfahrer in Schweden keinen Motorradführerschein haben und die Fahrzeuge häufig auch nicht versichert sind. Ein sehr spezielles Problem in Europa. Andererseits liegt Schweden europaweit auch vorne, wenn es um die Kosten für einen Führerschein geht. Im Schnitt kostet der Motorrad Führerschein einem Fahrschüler 8000,- Euro. Alleine die Gebühr für eine Prüfung beträgt 700 bis 800,- Euro. Für viele Interessierte zu teuer und nicht bezahlbar. Selbst Norwegen ist da noch günstig mit im Schnitt 5000,- Euro für einen Motorradführerschein. Aus Sicht des Verfassers dieser Zeilen lässt sich daraus auch für Deutschland eine Empfehlung ableiten: Eine gute Fahrausbildung von Fahranfängern ist wichtig, sie muss aber bezahlbar bleiben, ansonsten wird genau das Gegenteil erreicht.

  

„Silent Rider“

Nach der Mittagspause mit obligatorischem Gruppenfoto gab es einen kurzes Update von der FIM/FEMA Arbeitsgruppe und einen kurzweiligenen Bericht über die Fahrt mit Elektromotorrädern einmal rund um Island. Die Aktivitäten um die „Initiative gegen Motorradlärm“ Silent Rider, mit Wurzeln in der Eifel, blieben auch im angrenzenden Ausland nicht unbemerkt. Nicht nur vom belgischen Verband MAG Belgium gab es viele Fragen dazu. Da der BVDM die Initiative dahinter und die Entstehung des Vereins „Silent Rider e.V.“ von Anfang an begleitet hat, wurden wir gebeten, darüber auch auf dem FEMA-Meeting zu berichten. Olaf Biethan berichtete zunächst über die Hintergründe und Entstehungsgeschichte der Initiative Silent Rider. Ihren Ursprung haben die Aktivitäten bei Gemeinden, die besonders von Motorradgeräuschen betroffen sind. Anfang September wurde der Verein Silent Rider e.V. als Träger der Aktivitäten gegründet. Anschließend ging Olaf ausführlich auf den Forderungskatalog der Initiative ein und die Meinung des BVDM zu einzelnen Forderungen. Grundsätzlich unterstützt der BVDM alle Forderungen, die zu einer Reduzierung des Verkehrslärms führen. Neue Geräuschvorschriften müssen aber für alle Fahrzeuge gelten, nicht nur für Motorräder. Zudem distanzieren wir uns klar von Forderungen, die Motorradfahrer diskriminieren. Mit einer Halterhaftung und einer nicht nur auf Autos ausgelegten Messtechnik sind Forderungen nach einem Frontkennzeichen obsolet. Das Thema „Geräusche“ wurde anschließend intensiv diskutiert und auch die Aktivitäten des BVDM in der Initiative Silent Rider.

Other Business

Nach der Diskussion zum Thema Geräusche berichtete FEMA-Sekretär Dolf Willigers über die Zusammenarbeit mit der EU-Kommission und darüber, dass es sehr wichtig ist, schon in der Entstehung von Gesetzesentwürfen gehört zu werden und mitzureden. Der britische Verband BMF verlieh im Anschluss Maria Nordqvist vom schwedischen SMC, den „David Dingley Memorial Award“. Mit dieser Auszeichnung wird ihre über 20-jährige aktive und erfolgreiche Arbeit für Motorradfahrer gewürdigt. Aus Sicht des Verfassers gibt es kaum würdigere Preisträger/-innen. Nach weiteren Themen musste zum Abschluss dann leider das für den 06.06.20 geplante Spring Meeting in Griechenland abgesagt und nach Brüssel verschoben werden. Terminprobleme ließen keine andere Lösung zu.