Foto: Olaf Biethan
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EU-Kommission - FIM

Wenn Experten und verantwortliche Politiker über Transport- und Verkehrsprobleme diskutieren, blenden sie fast immer eine Lösung aus: Das motorisierte Zweirad. Noch schlimmer, die Infrastruktur im Straßenverkehr wird ausschließlich nach den Erfordernissen von Autos ausgerichtet. Das ist ein globales Problem. Oder kann man schon schreiben Diskriminierung?

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Die FIM macht mobil für mehr „urban mobility“ auf zwei Rädern.

Die Mitteilung COM(2021) 811 der EU-Kommission „Der neue Rahmen für urbane Mobilität“ in Europa vom 14. Dezember 2021 machte da keine Ausnahme. Motorisierte Zweiräder kommen in den Gedanken der EU nicht vor! Dies stieß auch beim Weltmotorradverband FIM auf deutliches Missfallen. Die meisten kennen die FIM nur vom Motorsport und als Ausrichter aller Weltmeisterschaften im Motorradsport. Zur FIM gehört aber auch die Mobility Kommission (CPM), die von Ihren Aufgaben her die Rechte von Motorradfahrern als Bürger und Verbraucher verteidigt und das global. Und die CPM überlegte, wie man das motorisierte Zweirad wieder ins Bewusstsein bringen könnte. Als geeignete Forum wählte man das Internationale Transport Forum (ITF) in Leipzig und war auch bereit zu investieren.

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ITF im Kongresszentrum Leipzig – Wassertiefe keine 20 cm

Internationales Transport Forum (ITF)

Was ist das ITF? Ich zitiere hier mal aus der Selbstbeschreibung:
Das Weltverkehrsforum ist eine zwischenstaatliche Organisation mit 66 Mitgliedsländern. Es fungiert als Denkfabrik für Verkehrspolitik und organisiert den jährlichen Gipfel der Verkehrsminister. Das ITF ist die einzige globale Organisation, die alle Verkehrsträger abdeckt. Die ITF ist politisch autonom und verwaltungstechnisch mit der OECD integriert.

Die ITF setzt sich für eine Verkehrspolitik ein, die das Leben der Menschen verbessert. Unser Auftrag ist die Förderung eines tieferen Verständnisses für die Rolle des Verkehrs für Wirtschaftswachstum, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Integration und soziale Eingliederung zu fördern und das öffentliche Profil der Verkehrspolitik zu schärfen.

Einsatzbesprechung am Vorabend des Internationalen Transportforums in historischer Lokalität.

Das ITF trifft sich jährlich in Leipzig, jedes Mal unter der Schirmherrschaft eines anderen Landes. 2023 war es Großbritannien. 2024 ist es Litauen. Kurz um, vom 24.-26.05.2023 war in Leipzig eine extrem hohe Dichte an Verkehrsministern und anderen hochrangigen Politikern zu verzeichnen, und die FIM engagierte sich als Diamond Sponsor.

 

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Damiano und Jesper erklären den Verkehrsministern die Vorteile von motorisierten Zweirädern im urbanen Verkehr

Die FIM beim ITF 2023

Für die organisatorische Durchführung war Chris Hodder (GB) verantwortlich, der „Public Affairs Manager“ der FIM. Für die Kontaktpflege zeichnete Jesper Christensen, Vorsitzender der Mobility-Kommission der FIM (CPM) aus Schweden, verantwortlich und die Finanzierung hat Damiano Zamana (I), der COO der FIM, sichergestellt. International besetzt waren auch die weiteren Aktiven des FIM-Auftritts beim ITF. Mit Vanessa Rubio aus El Salvador, Daniel Villaveces aus Kolumbien, Dimitris Margaritis aus Griechenland und, als „natural speaker“ in Leipzig Olaf Biethan vom BVDM als deutsches Mitglied in der FIM Mobility-Kommission. Es wurden viele Gespräche geführt und das motorisierte Zweirad als Lösung präsentiert. Jesper zählte alleine 12 Verkehrsminister, mit denen er gesprochen hatte. Darunter auch der deutsche, Volker Wissing. In dem der FIM zur Verfügung stehenden Meetingraum fanden viele informelle Gespräche statt. Darunter auch eine Art „Süd-Amerika“-Austausch mit dem Kclumbianischen Verkehrsminister und anderen hochrangigen Vertretern von diesem Kontinent.

 

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Nach erfolgreichem Side Event

Offizielles Programm

Das offizielle Programm des ITF startete am Mittwoch mit einem von der FIM organisierten Side Event. Thema „Electric motorcycles – The solution to urban mobility problems“.

Zur großen Plenarsitzung am Donnerstag über die „Rolle des Verkehrs bei der Bekämpfung der Armut“ reiste FIM-Präsident Jorge Viegas an. In der Plenardiskussion betonte er deutlich, welche wichtige Rolle das motorisierte Zweirad global dazu beitragen kann. Wo öffentliche Verkehrsmittel fehlen und Autos unerschwinglich sind, ist es häufig die einzige erschwingliche Möglichkeit, mobil zu sein.

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Große Plenarsitzung beim ITF mit FIM Präsident Jorge Viegas

Es wird sich zeigen, was dieser Einsatz der FIM für die Anerkennung des motorisierten Zweirads als Lösung für Verkehrsprobleme bringt. Die Zahlen des ITF zur Konferenz belegen, dass die 1200 Teilnehmer aus 80 Ländern die richtige Zielgruppe war. Darunter 49 Verkehrsminister bzw. stellvertretende Verkehrsminister und 63 offizielle Länder-Delegationen.

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Probesitzen auf Yamaha und Züge „remote“ fahren am Stand von Sachsen

Persönliche Gedanken

Persönlich war es eine großartige Erfahrung, diesen Auftritt der FIM für das Motorrad als umweltfreundliches und Ressourcen schonendes Verkehrsmittel unterstützen zu können. Der englischen Sprache im Gespräch nicht ganz so gut mächtig, hatte ich schnell meine Aufgabe gefunden. Der Stand der FIM musste durchgehend betreut und besetzt sein. Teilweise waren alle anderen des FIM-Teams in Sitzungen und Gesprächen gebunden. Da war es sehr erwünscht, dass ich die „Stellung halte“. Teilweise war ich überrascht, mit welchen Amtsträgern ich Kontakt hatte. Am Freitagmorgen erkundigte sich eine Studentin, die am benachbarten Stand des Forschungsstandort Sachsen aktiv war über Motorradfahrer-Verbände und die FEMA. Nutzt sie doch selbst ein A1 Motorrad um zur Uni zu kommen. Dann musste sie dringend weg zu einer Veranstaltung und kam später mit anderen Studenten und einem dem Studentenalter Entwachsenen wieder. Auf meine Frage wer das ist, bekam ich entsetzte Blicke. „Das ist der Wirtschaftsminister von Sachsen“.

 

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Wirtschafts- und Forschungsstandort Sachsen zu Besuch

Fokussierung auf das Auto ist das Problem

Am zweiten Tag hatte ich dann die Gelegenheit, an einer Plenartagung teilzunehmen. Thema „Sichere Straßen für alle Verkehrsteilnehmer - Wie können sicherere Straßen die Wirtschaft ankurbeln?“ Der UN-Sondergesandte für Straßenverkehrssicherheit, Jean Todt, betonte angesichts von ca. 13 Millionen Verkehrstoten pro Jahr weltweit die Bedeutung des Themas. Ein wichtiger Lösungssatz am Ende der Sitzung hat sich mir eingeprägt. „Man muss endlich aufhören, die Verkehrsinfrastruktur nur nach den Bedürfnissen von Autos zu planen und zu bauen“. Dann wird es auch für vulnerable, also ungeschützte und verletzungsgefährdetere Verkehrsteilnehmer (Fußgänger, Fahrradfahrer, motorisierte Zweiradfahrer, etc.) sichererer. Dieses Statement werde ich sicher in den DVR-Vorstandsausschuss für Verkehrstechnik mit einbringen.

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Grundsätzlich waren Probefahrten im Kongresszentrum verboten. FIM CEO Jorge Viegas und FIM COO Damiano Zamana ließen es sich aber nicht nehmen, ein E-Bike von Yamaha zu testen, das im Laufe des Jahres auf den Markt kommt.

 


Olaf Biethan