Nachdenklich: Motorradfahrer ob ihres Führerscheines

Führerschein - Plastik statt Papier 

In Deutschland gibt es 65,6 Millionen Führerscheine. Davon sind rund 26,7 Prozent, also 17,5 Millionen, Motorrad-Führerscheine.

Rund 14,5 Millionen dieser Führerscheine gehören Motorradfahrern und Motorradfahrerinnen, die älter als 45 Jahren sind. Deren Führerscheine sind vermutlich alle noch aus Papier. Der gute alte graue Papierführerschein oder der rosa "Lappen". Dieser muss nun (zwangsweise!) umgetauscht werden. Ohne „Wenn und Aber“.

 

"EU-Recht" soll umgesetzt werden

Der Bundesrat hat in seiner Sitzung am 15.02.2019 den Umtausch von Führerscheinen beschlossen. Dieser vorgezogene gestaffelte Umtausch soll europäischer Vorgaben umsetzen. Nach der sog. „Dritten EU-Führerscheinrichtlinie“ (Richtlinie 2006/126/EG des Europäischen Parlaments und des Rates über den Führerschein (ABl. L 107 vom 25.4.2015, S. 68)) sind bis zum 19.01.2033 alle vor dem 19.01.2013 ausgestellten Führerscheine umzutauschen. Auf diese Weise soll sichergestellt werden, dass alle in der EU noch im Umlauf befindlichen Führerscheine ein einheitliches Muster erhalten, und aktuelle Anforderungen an die Fälschungssicherheit erfüllen.

Der Untausch bedeutet, dass die "alten" grauen und rosa Papier-Führerscheine gegen eine Plastikkarte im Format des Personalausweises gewechselt werden. Dieser Plastik-Führerschein entspricht in Format und Haptik dem Personalausweis bzw. einer Kreditkarte. Ausgestatt wird die "neue" Führerschein-Karte mit einem biometrischen Passfoto (analog zum Personalausweis). Diese Karte hat (wie der Personalausweis) ein "Verfallsdatum".  Sie muss - im Gegensatz zum "alten" Papier-Führerschein - nach 15 Jahren erneuert werden, gegen Zahlung einer Verwaltungsgebühr. 

Fristen für den Umtausch beachten

Je nach Altersstufe des Führerscheinbesitzers gibt es abgestufte Fristen. Diese müssen unbedingt eingehalten werden. Denn wer nach Ablauf dieser Frist noch mit dem guten alten Papier-Führerschein unterwegs ist, fährt offiziell ohne Führerschein-Dokument. Dies ist im Mindestmaß eine Ordnungswidrigkeit, wenn nicht sogar eine Straftat (Fahren ohne Führerschein). Aktuell gibt es noch eine Übergangsfrist für diejenigen, die bis zum 19. Januar 2022 umtauschen mussten.

 

In Bezug auf die Modalitäten des Umtausches und in Bezug auf die Kosten (der Umtausch ist nicht kostenfrei, es entsteht eine Verwaltungsgebühr, welche nicht die EU bezahlt)müsst Ihr Euch bei Euren lokalen Führerscheinstelle erkundigen. Aber auch die Kommunen vor Ort erledigen den Umtausch.

In der Regel sind folgende Dokumente zu dem Umtausch mitzubringen: Pkw- und Motorradfahrer brauchen für den Umtausch: Personalausweis oder Reisepass, biometrisches Passfoto und den aktuellen Führerschein.

Hintergrund: Kriminalität & Terrorismus

Der Hintergrund für diese umfangreiche bürokratische Maßnahme ist wohl eine hohe Zahl von Kfz-Fahrer, die mit einem gefälschten Führerschein unterwegs sind. Im Internet kursieren Angebote, einen gefälschten Führerschein zu erwerben. Es ist sehr schwer, genaue Zahlen hinsichtlich des Ausmaßes zu erhalten.

Ein Indiz für das Ausmaß der Fälschungen gibt aber ein aktuelles Buch des französischen Kriminologen Christophe Naudin. Naudin - ein Fachmann am Institut für Kriminologie der 2. Pariser Universität - schätzt in seinem Buch „Alias: Le nouvel empire des crimes d'identité“, dass in Frankreich etwa 2,7 Millionen gefälschte Führerscheine unterwegs sind. Er schreibt, dass nur knapp ein Drittel der falschen Papiere dabei als Nachweis der Fahrerlaubnis dient, alle anderen würden für Betrügereien eingesetzt oder um an andere Identitätsdokumente heranzukommen.

Überträgt man näherungsweise die Beobachtung von Naudin auf die Länder der EU, dann ist plausibel, dass die Fälschung von Führerscheinen ein große Dimension hat. Vor dem Hintergrund einer "grenzenlosen" Reisefreiheit innerhalb der EU vermutlich ein ernsthaftes Problem. 

Christophe Naudin: Alias - Le nouvel empire des crimes d'identité (French Edition) Taschenbuch – 24. Februar 2005, Französisch Ausgabe.