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Anlass dieses Artikels ist eine Anfrage von Dr. Josephine Eckert aus Rostock. Auf Grund eigener Erfahrungen mit Notfallmaßnahmen (Krankheiten in der eigenen Familie) hatte sie die Idee das EmBracekit - Sicherheit aus erster Hand - zu gründen, um ihre Kinder und sich mit lebensentscheidenden Notfallinformationen auszustatten.
Die Anfrage, ob das auch für Motorradfahrende Interessant ist, landete so bei uns und wir haben uns mit dem Thema beschäftigt.
Das Ziel: Im Falle eines Unfalls kann es notwendig sein, den Notfallhelfern (Sanitäter, Ärzte) Informationen sofort zur Verfügung stellen zu können. Diese Informationen sollten vollständig und den Patienten und den Helfer/Arzt vor Behandlungsfehlern schützen!
Welche Informationen?

Es gibt den einfachen Weg über einen Aufkleber außen am Helm mit dem Hinweis, im Inneren nach weiteren Informationen zu schauen. Das ist das Prinzip von EmBracekit.
Aus dem Motorsport kennen wir die Aufkleber an Autos und Helmen mit Namen und Blutgruppe. Warum nicht weitere Informationen darüber transportieren, die im Zweifel Leben retten können?
Vorteil: Einfaches Handling. Und analog! Meine Daten bleiben bei mir und den Personen, die den Helm unter- und durchsuchen können.
Nachteil: Keine Alarmfunktion, keine Standortübermittlung bei Notruf, wie bei Apps.
Viele haben heute an ihren Motorrädern Halterungen für Smartphones. Oder man hat das Handy in der Tasche. Auf Nachfrage bei einem uns bekannten Notfallsanitäter wissen wir, dass diese meist nach Smartphones suchen. Direkt über den Sperrbildschirm können per scanbaren QR-Code die Notfallinformationen bereit stehen.
Wir haben uns willkürlich ein paar kostenlose Apps ausgewählt und angesehen.
Hier besteht natürlich der Nachteil, dass ein Smartphone im Falle eines Unfalls auch beschädigt sein kann und dann die Infos nicht mehr zur Verfügung stehen.

Ist man bereits ADAC-Mitglied, kann man einen Notfallpass erstellen. Dieser wird dann im Wallet (Apple-Iphone) hinterlegt. Dort sind die Informationen, die man vorher über den ADAC-Login auf deren Seiten eingegeben hat, abrufbar.
Vorteil: Die Pflege der Informationen ist einfach im Browser durchzuführen. Mit dem angezeigten QR-Code kann man auch bequem das Smartphone wechseln und erneut scannen.
Nachteil: Diese "Karte" muss aus dem Wallet aktiv gezeigt werden. Das bedeutet: Smartphone entsperren, Wallet aufrufen und dem Notfallhelfer zeigen. Das Unfallopfer muss bei Bewusstsein sein! Oder man erstellt sich selber einen Screenshot der Karte und hinterlegt es als Sperrbildschirm auf dem Smartphone.

Das Schweizer Unternehmen Ubique Health GmbH hat die Notfall-App EchoSOS entwickelt.
Diese App zeigt mehr als nur die Notfallinformationen. Bei gestarteter App werden die lokalen Notfallnummern für den Bereich angezeigt, in dem man sich gerade befindet. Dies funktioniert natürlich nur bei eingeschalteter Standortnutzung.
Vorteile: Weltweiter Notruf mit Standortübermittlung
Außerdem werden die Notrufnummern von über 130 Nationen länderspezifisch und Standortabhängig angezeigt. Sobald der Notruf ausgelöst ist, übermittelt EchoSOS automatisch den aktuellen Standort.
In der App kann man ein Bild mit einem QR-Code generieren, den man als Sperrbildschirm anzeigen kann. Damit kann der Ersthelfer notwendige Informationen umgehend abrufen.
Aus unserem Umfeld wissen wir, dass EchoSOS von Notruf-Leitstellen unterstützt wird. Bei Notruf über die App werden der Standort und die vorliegenden Patienten-Informationen den Einsatzkräften mitgeteilt.
Nachteil: Bei komplett zerstörtem Handy gibt es keine Informationen, beim Datenschutz muss man der App und dem Hersteller vertrauen.
Nora ist die offizielle Notruf-App der Bundesländer.
Auch hier kann man alle Notfallinformationen hinterlegen. Zitat von der Webseite:
Besonders hilfreich ist nora für Menschen, die nicht oder nicht gut telefonieren können, weil sie zum Beispiel eine Sprach- oder Hörbehinderung haben. Oder weil sie Deutsch nicht so sicher sprechen, dass sie sich am Telefon gut verständigen können.
Vorteil: Den Rettungsdiensten ist diese App bekannt.
Zum Thema Datenschutz: Bei Nora ist eine Registrierung notwendig. Damit werden die Notfallinformationen auf der Webseite hinterlegt. Damit sollten die Daten sicher hinterlegt sein.
Nachteil: Diese App funktioniert nur in Deutschland!
Die Anwendung ist eher auf Menschen bei Bewusstsein ausgelegt, nicht primär für Motorradfahrer oder andere Unfallopfer.
Seqrid geht einen ähnlichen Weg wie alle anderen, ist aber das einzige hier vorgestellte komerzielle Produkt.
Es gibt unterschiedliche Abo-Modelle: Kostenloser Basic-Account, Single oder Familie, aber auch Firmen können hier entsprechende Abos abschließen. Die Preise entnehmt bitte der Webseite.
Nach der Registrierung erhält man eine 30-Tage-Testversion des Single-Abos und kann in dieser Zeit entscheiden, ob man mit dem kostenlosen Basic-Account weitermacht oder ein Jahresabo abschließt.
Mit dem Single-Konto hat man folgende Funktionen:
Anschließend erstellt man den persönlichen Schutz-Pass, mit allen notwendigen Informationen, z.B. der Kontaktperson.
Auch mit dem Basic-Account bleiben diese Daten erhalten.
Will man keines der angebotenen Produkte kaufen, kann man auch einen QR-Code generieren und selber aufkleben oder auf anderem Weg bereitstellen.
Diese Lösung ist definitiv Gewinnorientiert (Was ok ist!), man benötigt zwingend ein Abo.

Vorteil: Das Produkt bietet für jeden Anwendungsfall eine Lösung: Für Firmen und deren Mitarbeiter, Familien, bis zum Haustier (Halsband etc). Auch Bekleidungshersteller werden angesprochen, um den QR-Code direkt einzubinden.
Funfact: Seqrid gibt Empfehlungen zum Anbringen der QR-Codes an Helmen, damit im Vorbeilaufen niemand die freigegebenen Informationen scannen kann.
Nachteil: Rettungspersonal benötigt den Seqrid Zugang für Rettungspersonal, und kann erst dann per Scan des QR-Codes weitere Informationen einschalten.
Sie wird kommen, das ist sicher. Damit stehen dann natürlich auch alle notwendigen Informationen für den Notfall bereit, vorhandene Versichertenkarte und Auslesegerät vorausgesetzt. Diese Geräte sind in den Einsatzfahrzeugen in Deutschland vorhanden und Karten können ausgelesen werden (zur Abrechung interessant).
Allerdings ist dies ein Deutsches Angebot. Ausländische Rettungsdienste können mit der Karte wenig anfangen. Sollte also ein Unfall im Urlaub, außerhalb Deutschlands passieren, stehen wir immer noch vor dem gleichen Problem: Der Retter vor Ort kennt die eventuelle Probleme bei Rettungsmaßnahmen nicht, siehe oben.
Natürlich sprechen wir hier von besonders schützenswürdigen, persönlichen Daten.
Welcher Plattform oder App man vertraut, sollte jeder für sich entscheiden. Auch die Verfügbarkeit bei Sperrbildschirm sollte jeder bedenken und für sich entscheiden, wie wichtig ihm/ihr die Ersthilfe ist. Scannen ist schnell passiert und jemand anderes hat die Daten geklaut!
Analog ist sicher, jedenfalls wenn man, wie im Falle EmBracekit, nur einen Aufkleber anbringt und die Informationen in Kartenform im Inneren des Helmes hinterlegt sind. Oder man platziert einen Notfallzettel bei den Papieren/Geldbörse.
Oder Schmuck, den gibt es auch. 
Wie ist die Vorgehensweise?
Aber schaut der Ersthelfer nach einer Halskette in der Hoffnung dort Informationen zu finden? Sucht er/sie nach einem Smartphone und einer eventuell vorhandenen App?
Der erste Griff wird immer erst nach der Brieftasche sein, um Informationen zu finden. Personalausweis, Führerschein etc, damit man den Patienten ansprechen kann, und Grundlegendes wie Geburtsdatum und eventuell Adresse vorliegen.
Rettungskräfte werden immer die übliche Vorgehensweise befolgen. Die Suche nach den oben beschriebenen Informationen erfolgen sekundär oder wenn ausreichend Personal zur Verfügung steht. Die Notfallinformationen bei den persönlichen Dokumenten mitzuführen, ist daher immer eine guten Option.
Wichtig sind zuerst die primären Funktionen des Körpers sicherzustellen. Alles andere ist nachrangig!