Foto: Karin Karrasch

Eine ungeplante Probefahrt bei der IAA in München

Anläßlich eines Familienbesuchs in München streunte ich durch die Stadt. Die IAA hatte auf den Plätzen frei zugängliche Actions- und Informations-Angebote. Die Autos interessierten mich nicht, aber E-Mobilität und Lademöglichkeiten schon eher. Obwohl ich nicht plane, ein E-Motorrad zu kaufen, halte ich Informationen über die Batteriekapazitäten und Ladeinfrastruktur für sinnvoll. Irgendwann muss ich mich damit auseinandersetzen.

Dann stieß ich auf einen Stand von „Tempus“, ein Pilotversuch eines urbanen automatisierten Straßenverkehrs mit einem Testfeld in München. Bei „automatisiertem Verkehr“ werde ich hellhörig, da ich aus meiner Tätigkeit im DVR um die Probleme des Mischverkehrs, den wir ja realistischer Weise erst einmal haben werden, weiß. Beim Gespräch stellte sich prompt heraus, dass man leider Motorräder in den Versuch nicht mit einbezogen hatte. Wunderte mich das? Leider nicht. Wer Näheres wissen möchte kann sich hier informieren: https://tempus-muenchen.de/ziele-und-vision

Aufsteller bei der IAA 2023, Foto: Karin Karrasch

Wie Oma Testfahrerin wurde

Beim weiteren Schlendern durch die Stadt sah ich ein futuristisches Zweirad von Ferne. Das hellte meine Stimmung auf. Das rote Nummernschild aus Braunschweig fiel mir als Nordlicht sofort ins Auge. Da denke ich an die Technische Universität Braunschweig! Das kann interessant werden! Die „Novus One“ ist ein Leichtkraftrad für die Stadt. Wer in Paris war, weiß, wie sich dort die Menschen auf Zweirädern durch die Automassen schlängeln. Novus One hat ein futuristisches Styling und ist ein echter Eyecatcher. Dank Carbon wiegt sie nur 103 Kilogramm (was für mich im zunehmenden Alter wichtig wird) und einen tiefen Schwerpunkt. Die Firma ist ein junges Start-up aus Braunschweig. Der Chef war Designer bei VW. Daher das außergewöhnliche Styling. Die beiden Fahrzeuge hier auf der Straße sind Prototypen und das Team sammelt noch Daten. Daher suchten sie Testfahrer, worauf ich mich für Montag anmeldete. Fürs Erste blieb es aber beim Angucken.

Testfahrerin Nummer 15

Am Montagmorgen ging es zur Motorworld München in einem Industriegebiet. Solch ein Start-up hat natürlich nicht die finanziellen Mittel, sich auf der IAA zu präsentieren. Hier war Novus in guter Gesellschaft bekannter, aber auch anderer alternativer Unternehmen. Ich wurde unter anderem vom Chef des Unternehmens, René Renger, persönlich begrüßt. Mir wurde stolz mitgeteilt, dass ich die Nummer 15 der weltweiten Testfahrer auf diesem Prototyp Novus One sei. Nach einer kurzen Einweisung durfte ich in Begleitung von Hannes, einem Münchner Mitarbeiter der Firma, erst auf dem Parkplatz und dann auch im öffentlichen Straßenverkehr fahren. Vor dem Start wurden Messgeräte zum Optimieren des Motorrads installiert. Die hohe Sitzposition war für mich mit 180 Zentimeter Körpergröße kein Problem. Wie kleinere Personen damit zurechtkommen, weiß ich nicht. Die Maschine ist wirklich super handlich. Das gefiel mir sehr. Diese Leichtigkeit verunsicherte mich beim Absteigen. Von meiner Honda bin ich anderes gewohnt. Sie schien mir zu leicht, um mich darauf abzustützen. Das war für mich aber nur ein Fremdeln mit einer neuen Maschine.

Da ich Jahrzehnte lang mit Motorräder mit Schaltgetriebe gefahren bin, passierte es mir beim Beschleunigen, dass ich instinktiv kuppeln wollte und dabei die Bremse betätigte. Wer mich kennt, weiß, dass mir Sicherheit sehr wichtig ist. Ich bin also mit diesem E-Motorrad vorsichtig gefahren, habe keine Beschleunigungs-Tests gemacht. Beim Beschleunigen sind E-Motorräder sowieso Sieger. Auf meine Frage nach Packtaschen, verwies man mich auf das „Loch“ über dem Motor. Dafür gibt es eine passende Tasche, in der sich auch das Ladekabel mitführen lässt.

Wendiges City-Motorrad, aber teuer

Alles in allem hat mir die Novus One als wendiges City-Motorrad gefallen. Der Preis von ca. 25.000 Euro sorgt bei mir für Zurückhaltung. In der Stadt findet sich für solch ein handliches Gefährt bestimmt auch immer ein kleines Plätzchen zum Parken. Das sollten unsere Stadtplaner in Zukunft mitbedenken.

Eckdaten laut Hersteller

Elektro-Leichtkraftrad der Klasse L3e_A1 für den urbanen Raum
One Fahrzeug für eine Person bis 125 kg
Monocoque Carbon-Rahmen
Vollkarbon Bauweise für Gabel Schwinge und Felge
900 mm Sitzhöhe
125 km/h Höchstgeschwindigkeit 
150 km max. Reichweite im Stadtverkehr (inkl. max. Rekuperation) 
1.9 sek 0-50 km/h (Performance Version)  25 kw bürstenloser Radnabenmotor  400 Nm Drehmoment (Performance Version ohne Traktionskontrolle) 
6 kw/h (Nettokapazität) Akku  
104 Volt Nennspannung 
73 kg exklusive Akku 
108 kg inklusive fest verbautem Akku 

100 mm Federweg Vorderrad 
110 mm Federweg Hinterrad 
1280 mm Radstand 
90 mm Nachlauf
68,5 Grad Gabelwinkel
Vorderrad 90/90/17 2,15“ 
Hinterrad  120/70/17 2,75“  

Bremse vorn 
                            280mm x 4,5mm, 4 Kolben Sattel mit ABS, 
                            Hersteller Beringer 
Bremse hinten 
                            220mm x 4,5mm, 2-Kolben Sattel mit ABS,
                            Hersteller Beringer 
Bremsamatur   Hersteller Beringer