Motorrad und Statistiken
Der Spaß am Motorradfahrern ist trotz aller Beeinträchtigungen und Diskussionen ungebremst, der Markt wächst weiter. Das zeigen die aktuellen Zahlen, auch wenn die Neuzulassungen an „Krafträdern“ (1) im Zeitraum Januar bis September 2024 um 5,7 Prozent niedriger ist als im Vorjahres Zeitraum (2).
Die Anzahl der zugelassenen Motorräder ist – wie in den Jahren zuvor - auch in 2024 gestiegen, auf nunmehr über 5 Millionen Fahrzeuge. Gleichzeitig steigt das Durchschnittsalter der Motorräder weiter an. Im Durchschnitt beträgt das Alter der Motorräder in Deutschland 19,1 Jahre. Dies dokumentiert eine hohe emotionale Bindung der Fahrer zu ihren Fahrzeugen.
Hierbei ist der Bestand an „Oldtimern“ mit und ohne H-Kennzeichen (= Fahrzeuge 30 Jahre und älter) mit rund 20.000 Fahrzeugen verschwindend gering. (3)
Das zunehmende Durchschnittsalter der Motorräder, geht allerdings nicht zu Lasten der Fahrzeug-Sicherheit und -Qualität. Die verfügbaren Daten belegen, dass der Anteil der Motorräder die ohne Mängel die gesetzlichen „TÜV“-Prüfungen bestehen, kontinuierlich steigt, sie beträgt aktuell 90%.
Derzeit ist die Begeisterung für das Motorrad noch immer eine Begeisterung für den Verbrenner-Motor. Bei den Neuzulassungen 2024 beträgt der Anteil der Motorräder mit E-Motor 2,9 Prozent. Der Anteil der E-Motorräder am Gesamtbestand der Motorräder liegt bei 0,01 Prozent. (4)
Der Grund dürfte darin liegen, dass E-Motorräder (im Gegensatz zum PKW) keinerlei staatliche Förderung erfahren, die Reichweite erheblich niedriger ist als bei einem E-Auto und die Anschaffungskosten extrem hoch sind (im Vergleich zum Verbrenner). Allerdings ist laut einer HUK-Versicherung Studie die Bereitschaft ein E-Auto zu kaufen ebenfalls signifikant gesunken. Diese liegt derzeit danach bei 13 Prozent (5).
Die hohe Attraktivität des Motorradfahrens wird auch durch eine kontinuierlich steigende Zahl an Motorradführerscheinen belegt. 20,8 Millionen Bürger besitzen inzwischen einen Motorradführerschein (Klasse A, A1, A2). Der Frauenanteil beträgt 32 Prozent.
Mit 55 Prozent ist der Anteil der Führerscheininhaber, die 65 Jahre und älter sind, sehr hoch. Allerdings fährt diese Altersgruppe keinesfalls unsicherer oder ist gefährderter als die jüngeren Altersgruppen. Ganz im Gegenteil: Der Anteil der über 65-jährigen Biker am gesamten Unfallgeschehen mit Personenschaden beträgt 7 Prozent.
In der (besonders auf EU-Ebene geführten) politischen Diskussion, ältere Fahrer zu gesonderten, regelmäßigen Führerschein- und Gesundheitsprüfungen zu zwingen (6), wird argumentiert, dass ältere besonders häufig Unfälle verschulden würden. Dies trifft auf Motorradfahrer nicht zu. Während der Anteil der Hauptverursacher eines Unfalls bei Bikern unter 65 Jahren 58 Prozent beträgt, liegt dieser Anteil der Hauptverursacher bei über 65-Jährigen bei 53 Prozent. Wie man es in der EU-Politik auch dreht oder wendet, sachlich lassen sich gesonderte, zwangsweise Fahr-Prüfungen für ältere Biker nicht begründen.
Die hohe Bandbreite unterschiedlichster Arten von Motorrädern verdeutlicht, Motorradfahrer sind Individualisten. Sie lieben die individuelle Mobilität, die insbesondere auf dem Motorrad ein besonders Erlebnis an Freiheit und Abenteuer verspricht. Die individuelle Mobilität genießt in der Bevölkerung nach wie vor eine sehr hohe Beliebtheit, wie die Allensbach-Studie von 2023 zum Mobilitätsverhalten belegt.
74 Prozent der Bevölkerung halten das Auto für unverzichtbar, 8 Prozent das Motorrad. Die Daten für das Motorrad erscheinen auf den ersten Blick merkwürdig niedrig. Sie sind es aber nicht, wenn man bedenkt, dass der Anteil des Motorradbestandes am Gesamtbestand von Pkw und Motorrad 9 Prozent beträgt. (7).
Auch die – in den letzten Jahren besonders stark gestiegenen – Kosten für den Betrieb eines Motorrads und Pkw ändern daran offensichtlich nichts. Beispielhaft sei hier auf die Entwicklung des Benzinpreises verwiesen, der hohe Steigerungen aufzeigt. So ist der durchschnittliche Benzinpreis von September 2020 bis September 2024 um 33,4 Prozent gestiegen.
Es ist sicher, der Benzinpreis wird auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen.
Aktuell verantwortet die Bundesregierung 59 Prozent des Benzinpreises, durch Steuern und Abgaben. Bei einem Benzinpreis von 1,79 Euro verbleiben der Tankstelle 0,74 Euro. Der Staat erhält 1,048 Euro. Bereits heute ist beschlossen, dass der sogenannte CO2-Preis – im Benzinpreis enthalten - bis 2026 um bis zu 44 Prozent ansteigen soll.
Nun, die vorliegenden Daten verdeutlichen allerdings auch: Trotz steigender Kosten, die Motorradfahrer lassen sich die Freude am Fahren, die Freude an Freiheit und Individualität nicht nehmen.
(1) „Krafträder“ ist ein offizieller Begriff der StVo. Er umfasst alle Zweiräder mit einem Hubraum von mehr als 50 ccm oder mit einer durch die Bauart bestimmten Höchstgeschwindigkeit von mehr als 45 km/h (§ 2 Nr. 9, Fahrzeug-Zulassungsverordnung).
(2) Quelle: KBA, Pressemitteilung Nr. 34/2024
(3) Quelle: KBA, Bestand an Oldtimern mit und ohne Historienkennzeichen am 1. Januar 2023. „Als Oldtimer dürfen Fahrzeuge und Anhänger bezeichnet werden, welche vor mindestens 30 Jahren erstmals in den Verkehr gekommen sind, weitestgehend dem Originalzustand entsprechen, in einem guten Erhaltungszustand sind und zur Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen“.
(4) Quelle: KBA, FZ 27.2, Bestand an Kraftfahrzeugen am 1. Juli 2024 nach Bundesländern, Kraftstoffarten und Fahrzeugklassen.
(5) Quelle: HUK-Mobilitätsstudie 2024
(6) Siehe auch den Bericht auf der BVDM-Webseite: Europäische Union: Dein Führerschein soll eingeschränkt werden
(7) Datenquelle: KBA, FZ 27.2, Bestand an Kraftfahrzeugen am 1. Juli 2024 nach Bundesländern, Kraftstoffarten und Fahrzeugklassen