Wingertsbergwand
Wingertsbergwand

Rallye mit Lagerfeuerromantik

Da wir diese Woche viel um die Ohren hatten und ich auch noch am Freitag lange arbeiten mußte, dachten wir schon, daß wir es diesmal nicht schaffen würden zur Flugwachenrallye zu kommen. Als uns Bekannte jedoch kurzfristig anboten einen Motorradanhänger von ihnen zu leihen, haben wir doch noch einmal überlegt, wie wir das hinbekommen könnten. Mit viel Logistik haben wir es dann tatsächlich geschafft und waren um 17:30 Uhr endlich startklar mit Wohnmobil und Motorradanhänger für die 300km lange Anfahrt in de Eifel. Natürlich mußten wir noch einen Umweg und eventuelle Staus einplanen, da wir ja das Flutgebiet umfahren mußten. Letztendlich war es sogar ganz gut, dass wir so spät dran waren. Denn der Stau hatte sich bereits aufgelöst, so dass wir noch vorm Dunkelwerden auf der Flugwache eintrafen. Für das Abladen standen gleich viele helfende Hände bereit und wir konnten noch ein paar Stunden gemütlich zusammen am Lagerfeuer in der Grillhütte sitzen, bevor wir totmüde ins Bett fielen.

Katastrophentourismus - Nein danke

Ein bisschen schlechtes Gewissen hatten wir ja alle im Vorfeld. In Insul, wo die Vorgängerrallye vor etwa 15 Jahren noch stattfand - damals hieß sie noch „Um die Nürburgring einmal anders"- ist alles zerstört. Wir wollten auf keinen Fall möglicherweise noch Rettungskräfte bei ihrer Arbeit behindern durch unsere Anwesenheit. Aber Veranstalter Fränki konnte uns versichern, dass die Rallyestrecke in die andere Richtung gehen würde, wo keine Probleme zu erwarten waren. Wir würden also die betroffenen Gebiete meiden.

Allgemein sind unsere diesjährigen Rallyes alle bislang sehr gut besucht, so auch hier in der Eifel. Schon am Freitagabend waren eine Reihe Helfer sowie Teilnehmer angereist und hatten ihre Zelte aufgestellt. Am Samstag kamen noch einige Tagesgäste dazu. Insgesamt konnten wir uns über 15 Starter freuen, zuzüglich Beifahrer und Helfer als Posten bei der Rallye. Für die Profiklasse konnten sich leider nur 4 Starter begeistern. Alle anderen starteten in der Touristenklasse, wo es allerdings auch eine neuartige, knifflige Aufgabe zu lösen gab.

Was ist denn ein „Zahlenchinese"?

Nach dem Ausschlafen und dem gemeinsamen Frühstücken trudelten noch die letzten Teilnehmer auf der Flugwache ein. Gegen 10:00 Uhr wurden die Unterlagen verteilt, und es folgte Fränkis Fahrerbesprechung. Es gab eine Chinesenrallye mit zwischendurch eingebauten Aufgaben. Die erste Zusatzaufgabe für die Profis war eine Pfeilskizze, die in einem Industriegebiet von Polch stattfinden sollte. Wir alle saßen an der Ausarbeitung, während uns immer wieder kürzere Varianten einfielen, wie man die Pfeile verbinden konnte. Vor allem die Reihenfolge war für uns zunächst der Knackpunkt. Es gab 2 Pfeile, die als erster Pfeil in Frage kamen, da die Strecke vom Start dorthin etwa gleich lang war. Nach mehrmaligem Ausmessen mit dem Zentimetermaß und einigen Diskussionen einigten sich mein Mann und ich auf eine Strecke, die wir gemeinsam abfahren wollten. So kamen wir gar nicht mehr dazu, uns nach der 2. Aufgabe zu erkundigen, die die Touris bereits im Vorfeld zur Ausarbeitung bekamen: nämlich einen sogenannten „Zahlenchinesen". Wie wir erfuhren war das kein rassistisches Schimpfwort, sondern eine neuartige Orientierungsaufgabe. Ich weiß bis heute nicht, wo Fränki das geklaut hat. Oder ob es seinem eigenen Gehirnschmalz entsprungen ist. Wie auch immer - wir Profis sollten ebenfalls einen etwas komplizierteren Zahlenchinesen bekommen, allerdings erst direkt vor dem Start dieser Aufgabe - also innerhalb der Zeitwertung. Leider bin ich nicht in der Lage diese Aufgabe hier zu erklären. Nur so viel: eine „Fischgräte" ist einfacher.

Ich zog mich an, machte mein Motorrad startklar und wurde schon etwas nervös, da mein Mann einige Minuten vor mir startete, und ich allein auf mich gestellt war. Ich hoffte, er würde irgendwo auf mich warten.
Kurz vor dem Start fiel mir ein, dass Fränki uns Profis geraten hatte, uns bei den Touristen zu erkundigen, wie dieser Zahlenchinese zu lösen sei. Stefan war so nett, es mir in kurzen Worten zu erklären. Ah ja, klingt kompliziert - war es dann auch.

Dann war ich am Start. Ich bin immer schon froh, wenn ich den Schotterweg vom Grundstück runter schonmal heil überstanden habe. Weiter ging es über Virneburg die Serpentinen rauf Richtung Polch. Mein Schnitt, der eigentlich bei 30 km/h liegen sollte, lag jedoch um die 50. Aber wie immer, schere ich mich nicht darum und denke mir: lieber erstmal etwas zu früh dran, als am Ende umso mehr zu spät. Das gibt noch mehr Strafpunkte. Es waren ja schließlich noch ein paar kompliziertere Aufgaben zu lösen...
Einige Kilometer weiter an einer Ecke stand dann Peter, der freundlicherweise auf mich wartete. Ab da fuhren wir gemeinsam weiter. Die Chinesenrallye war einfach und wir erreichten das Industriegebiet in Polch, wo die zweite Aufgabe beginnen sollte. Wir fuhren die Strecke ab wie wir sie vorbereitet hatten, als Peter zum Schluss noch ein kürzerer Weg einfiel. Den hatte Fränki aber schon im Vorfeld ausgeschlossen, da war ich mir ziemlich sicher. Peter wollte ihn jedoch noch einmal fragen, bevor er seine Bordkarte abgab. Aber ich hatte natürlich Recht. Der Weg galt nicht. Diese Ablenkung führte dazu, dass Peter vergaß, den letzten Buchstaben in seine Bordkarte einzutragen, was wir aber erst viel später erfahren sollten.

Ob das wohl richtig ist?

Obwohl die Zeit gegen uns lief, machten wir erstmal eine Brötchenpause. Nebenbei bekamen wir unseren „Zahlenchinesen". Fränki erklärte mir nochmal kurz die Vorgehensweise. Ich schaute mir das Ding an und bastelte mir eine Fischgräte daraus, die ich notdürftig irgendwo am Rand auf meinen Zettel schmierte. Peter meinte es auch so hinzubekommen. Das führte dazu, dass jeder von uns erstmal seine eigenen Wege fuhr. Ich fuhr nach meiner Fischgräte und fand auch ein paar Buchstaben, aber zwischendurch verließen sie mich und ich wußte nicht mehr weiter. Also nochmal zurück zum Start und von vorne. Mittlerweile war auch Peter schon eine Runde gefahren und kläglich gescheitert. Also versuchten wir es nochmal gemeinsam. Wege zählen, aber was gilt als Weg? So viele Einfahrten waren da, Schotterwege auch. Gelten die oder nicht? Und ein drittes Mal mußten wir von vorne anfangen. Die Kontrollposten Axel und Bernd schauten schon etwas irritiert, als wir zum dritten Mal an ihnen vorbei fuhren. Am Ende der 3. Runde war ich mir ziemlich sicher, dass es jetzt richtig sein mußte. Wir hatten 4 Buchstaben auf unserem Zettel aufgeschrieben, als wir die Bordkarte abgaben. Mal sehen, bin gespannt, ob wir richtig lagen.

Kuchenkontrolle mit kleiner Fortbildung an der Wingertsbergwand

Danach ging es ganz entspannt mit der Chinesenrallye am Kloster Maria Laach vorbei weiter zur Kuchenkontrolle. Eine Schotterstraße führte uns zum Parkplatz an der „Wingertsbergwand", einem bedeutenden Landschaftsdenkmal, das in diesem Jahr eines der Ziele der Tourenzielfahrt auf der Deutschen Vulkanstraße ist. Die Wand ist für Vulkanologen aus der ganzen Welt besonders interessant, da sie die verschiedenen Gesteinsschichten zeigt, die beim Ausbruch des Laacher Sees vor 12900 Jahren entstanden sind. Es gab also nicht nur leckeren Kuchen und Getränke, sondern auch noch etwas zu sehen und zu lernen.
Für die Wertung der Tourenzielfahrt brauchten wir noch das Ortsschild von Mendig, sowie das Schild „Deutsche Vulkanstraße". Beide fanden wir unterwegs und konnten sie auch noch für unsere Tourenzielfahrt „einsammeln".
Entgegen der Wettervorhersage heizte uns die Sonne bereits an der Kuchenkontrolle kräftig ein. Die restliche Strecke zurück zum Grundstück war sehr schön zu fahren, teilweise einspurig, und führte uns durch urige Landschaften.

Auch noch Dopingkontrollen?

Am Ziel mußten wir nicht lang auf die Siegerehrung warten. Fränki war sehr schnell mit der Auswertung. Jeder war gespannt, ob er es denn richtig gemacht hatte. Die Touristen hatten es alle ziemlich gut hinbekommen. Teilweise besser als wir Profis. Deswegen war der erste Platz auch gleich mehrfach vergeben. Bei den 4 Profis gab es auch eine Wertung. Da Frauen vielleicht gewissenhafter ihre Hausaufgaben erledigen - sprich Bordkarten ausfüllen - durfte ich mich als „Heldin des Tages" feiern lassen. Für mich gab es eine Tasse mit dieser Bezeichnung. Mein holder Gatte mußte sich mit dem 2. Platz begnügen und bekam einen Liter Motorenöl, das sich jedoch als Duschgel entpuppte. Da fällt mir doch gleich die Zeile aus dem Werner-Lied „Beinhart wie'n Rocker" ein: „wir duften nicht nach Eau de Toilette, bei uns schnuppert man das Kettenfett". Ich hoffe, dass es nicht ganz so schlimm wird.

Für alle Anwesenden gab es frei verkäufliche Tabletten. Jeder bekam das für ihn Passende. Für mich gab es die „Anti-Sonntagsfahrerpille" mit dem Wirkstoff „Gib-Gasikum". Peter erhielt dagegen „Stau Forte" mit dem Wirkstoff „Geduldikum". Da blieben die dummen Sprüche natürlich nicht aus. Aber dann müssen wir wohl demnächst nicht nur Impf- und Corona-Testkontrollen machen, sondern auch noch Dopingkontrollen.

Vom Grillen und Impfen

Nach der Siegerehrung war der Hunger groß und wieder wurde der Grill angeworfen. Neben Fleisch und Würstchen wurde auch der einzige anwesende Nicht-Geimpfte sprichwörtlich „gegrillt". Er hat den langen Diskussionsabend jedoch überlebt und wir hoffen, dass auch er bei der nächsten Ori wieder - dann aber geimpft - dabei ist.
Wir danken den Veranstaltern Fränki und Claudia, sowie den zahlreichen Helfern für diese gelungene Veranstaltung.

Ergebnisse

Touristenklasse

PlatzFahrerBeifahrerMotorradStrafpunkte
Mike W.   BMW R1200GS 15 
Andreas Z.   BMW R1250GS 15 
Oliver B.   Honda CBF500 15 
Stefan K.   Honda Crosstourer 15 
Martin W.   Suzuki GSX600F 30 
Gangolf B.   Suzuki GSX1250FA 30 
Marco S.-H.  Meister Röhrich Yamaha Tracer900 45 
Marcel R.   Honda CBF1000 45 
Markus W.   Kawasaki Versys650 60 
10  Stefan W.  Steffi W. BMW R1200RT 75 
11  Stefan M.   KTM 690 75 

Profiklasse

PlatzFahrerBeifahrerMotorradStrafpunkte
Inge A.   BMW F750GS 3,9 
Peter A.   BMW R1250GS 20,1 
Jürgen W. Anneli W. Suzuki Bandit 1250 31,9 
Jupp B. Annette Suzuki GS1100 Gespann 106,6 

 

Bericht Flugwachenrallye 2020

 

 

Bilder von der Flugwachenrallye 2021