Pättgesfahrt
Orientierungsfahrt auf kleinen Nebenstraßen

Pättgesfahrt International

United we stand, divided we fall

Schon seit Tagen blickten wir besorgt auf die Wetterapp und in den wolkenverhangenen Himmel. Fällt die Pättgesfahrt dieses Jahr etwa ins Wasser? Dennoch machten wir uns optimistisch auf den Weg. Unterwegs sollten noch ein paar Tourenziele abgefahren werden. Aber im Sauerland waren die Wolken undicht. Mein Mann fuhr mit dem Motorrad und ich fuhr Auto (wir haben ja immer alles dabei) oder blieb einfach darin sitzen und träumte vom Urlaub in Andalusien. Irgendwo traf mein Mann den Marco, der von seiner regendichten Motorradjacke schwärmte. Nur Meister Röhrich auf dem Sozius tropfte still vor sich hin. Wir erreichten schließlich unser Domizil in Nieheim, gleich neben dem Brauereimuseum. Hier war ich richtig. Das Wetter wurde besser und wir fuhren zum Landgasthof Nolte. Dort wartete bereits, frisch gebadet, sleepy Ingo, der auch unterwegs gewässert wurde. Vielleicht hat er sich in 2023 noch nicht genügend bedankt, für was auch immer. Unser Stargast Ekke aus Kanada war auch schon dort und berichtete von seinen Abenteuern in fernen Ländern. Auch Peter war anwesend und befragte seine diversen Apps nach dem morgigen Wetter und allem Anderen. Wie wir aber von vergangenen Jahren wissen, ist Peter ein Influencer mit einer besonderen Verbindung zum Himmel und für seine Follower schob er auch in diesem Jahr die Wolken in die Nachbarschaft. Wir Weather Girls sangen kräftig “it’s raining men on motorbikes and I can’t stand the rain“. Es hat geklappt. Die Sonne schien, feucht fröhlich wurde es nur im Gasthof, und die Unwetter trauten sich nicht in unsere Nähe. Peter verkündete Neuheiten in der Fahrtausarbeitung mit besonderem Schwierigkeitsgrad. Wir verbrachten eine unruhige Nacht.

Wer die Geometrie begreift, vermag in dieser Welt Alles zu verstehen ( Galileo Galilei )

Gespannt machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg, um uns neuen Herausforderungen zu stellen. In der Ferne sahen wir Peter in seinem Elektromobil davonfahren, als Beifahrer hatte er wohl Baumaffen dabei. Fakt ist auch, der Marktführer bei Elektromobilen ist immer noch Carrera, es gibt für Peter aber auch einen Pin zum drücken mit dem Fuß. Es fehlt nur noch der Looping auf der Bahn.

Im Landgasthof harrten wir der Dinge, die da auch kamen. Einige Tagesteilnehmer fanden noch den Weg zu uns. Peter kam verschmitzt lächelnd zurück und verteilte seine Unterlagen. Ich blickte auf den Zettel und verstand: nichts. Wo Materie ist, da ist Geometrie, propagierte einst Johannes Keppler. Wir Profis unter den Teilnehmern mussten Punkte auf einer Karte einzeichnen, indem wir die Entfernung von einem Punkt zum nächsten in der Luftlinie und einem Kompasskurs berechnen sollten. Danach sollten wir sie durchnummeriert auf dem kürzesten Wege abfahren. Man hätte auch zwischendurch mal an einer höheren Nummer vorbei fahren dürfen. Marco und mein Mann errechneten anhand eines Maßstabes erst mal die angegebene Strecke in Zentimeter um. Mein Mann im Dreisatz, Marco im Viersatz. Es kam aber dasselbe heraus. Spätestens hier hätte ich alleine angefangen zu heulen. Anstatt Dreisatz mache ich einen Satz zurück oder ins Nirvana. Stefan W., der extra vorbeigekommen war, aber Rücken hatte und nicht mitfuhr, gab noch gute Tipps zur Erklärung. Bei ihm ist das verbotene Spiel ja auch nur eine Fischgräte. Unsere Winkelberechnungen waren irgendwie wohl etwas ungenau. Wir wären mehrere Male an Punkt 2,3,4 und vorher mal bei sechs vorbei gekommen. Da rief Jürgen in die Menge: :“ man kommt gar nicht an einer höheren Zahl vorbei am Anfang“. Annelie blickte triumphierend in die Runde: “also, das war jetzt aber wirklich kinderleicht.“ Unter allen Mathematikern hat der Geometer den Vorteil, dass er sieht, was er studiert hat. Da Annelie Architektin ist, kennt sie sich mit räumlichen Inhalten gut aus. Rudolf Steiner sinnierte einst : “ich weiß, dass ich an der Geometrie das Glück zuerst kennen gelernt habe“. So sah Annelie jetzt aus, einfach nur glücklich. Marco und wir hatten noch andere Gesichtsausdrücke aufgesetzt, die eher in Richtung Ratlosigkeit gingen. Wir diskutierten unsere Möglichkeiten aus. Wir berechneten unsere Winkel erneut und kamen zu einem neuen amtlichen Endergebnis. Jürgen, du hättest nichts sagen sollen. Wir hätten haushoch verloren.

Die Geometrie ist das Urbild der Schönheit der Welt

Sagte wieder dieser Keppler. Aber nein, das Urbild der Schönheit sind die Pättges und wir auf unseren schönen Motorrädern, was denn sonst. Bei diesem Spiel durfte man sich die Durchschnittsgeschwindigkeit für die Zeitwertung selbst wählen. Wir nahmen mal 20 km/h, spielte aber eigentlich keine Rolle, Jürgen nahm sportliche 30 km/h, aber der kann das auch, und irgendwer begnügte sich mit 18 km/h. Wir schwangen uns auf die Bikes und Inge ließ uns nacheinander starten. Die Sonderprüfung sollte gleich beginnen. Irgendwo sah ich tatsächlich Baumaffen, was mich irgendwie beruhigte. Auf einer abschüssigen Straße leuchtete mich ein rotes Schild an, da es im heftigen Wind von irgendwelchen Gräsern umspielt wurde, konnte ich den Buchstaben darauf im Vorbeiflug nicht erkennen. Ich bat meinen Mann anzuhalten, damit ich zurückgehen kann, um den Buchstaben abzulesen, er meinte das dauere zu lange und wir kämen da gleich nochmal vorbei und fuhr einfach weiter. Ich monierte, wenn da jetzt einer steht, der eine Unterschrift in unsere Bordkarte einträgt, fehlt uns ein Buchstabe. Also fuhr er komplett zurück zur Hauptstraße, um den Baumaffen nicht zu verpassen. Hier verloren wir die ersten 3 Minuten in der Zeitwertung. Die Verspätung wurde sogleich von Reinhard an der nächsten Kurve unterzeichnet ( also doch! ). Wir kurvten unsere berechneten Punkte ab. Sahen lange Zeit keinen Baumaffen, was uns immer verunsichert. Daher bog mein Mann mal in einen Feldweg ab, den er vorher nicht auf dem Schirm hatte, der endete aber prompt. Hier verloren wir die nächste Minute unserer Durchschnittsgeschwindigkeit. Unterwegs sah ich ein Pärchen auf einer anderen Strecke und dachte, was machen Jürgen und Annelie denn dort? Wieso fahren die denn andersherum? Es waren aber Mike und Bettina, die als Touristen unterwegs waren. Bald trafen wir auf Elektropeter. Hier waren wir dann drei Minuten zu früh. Wir wissen nicht, wo und wie wir da rum gerast waren. Die Geometriestunde war beendet und wir durften uns einer gewöhnlichen Chinesenrallye widmen. Die Strecke führte uns durch die herrlichsten Pättges, Wälder und Landschaften.

We’ll go motorbike riding in the sun and the wind and the rain

Wir bekamen unterwegs Vieles zu sehen, Städtchen, dunkle Wälder und keine Zeitkontrollen mehr. Da konnten wir ja ruhig noch einmal falsch abbiegen. Schilder gab es mal rechts, mal auch zusätzlich links und über lange Strecken auch gar keine. Was wieder zur Verunsicherung beitrug. Wir überquerten die Weser. Dort gab es ein hübsches Schild mit der Beschriftung “Weser Flut Mulde“. Müde dachte ich nur, eine Mulde ist doch kein Fluss. Das W vom Gewässerschild Weser notierte ich aber. Nach einem Kilometer gab es eine Vollbremsung. “Waren dort nicht zwei braune Schilder mit Schlängellinie“? Ja ist denn eine Mulde ein Gewässer ohne Wasser ? Vielleicht nicht, aber das Schild sollte wohl ein Gewässerschild sein. Wir fuhren zurück, um das Bauwerk zu studieren. Schließlich notierte ich ein weiteres W. Einige Mitstreiter waren genauso irritiert und notierten dieses Schild nicht, was von Peter später gerügt wurde. Also hatten wir mal wieder eine Extrarunde gedreht. Wacher wurde ich aber nicht. Um es mit den Eagles zu sagen, my head grew heavy and my sight grew dim, I had to stop for cake alright. Zum Glück fanden wir Inge und ihre Kuchenkontrolle. Einige Mitstreiter waren schon dort, hatten aber etwas übrig gelassen. Inge motivierte uns, einen Turm zu besichtigen, der zur Tourenzielfahrt gehörte. Wir quälten uns den Berg hinauf. Marco und ich würdigten den Turm von unten, es war uns zu warm. Jürgen und mein Mann stiefelten tapfer hinauf, ob sie über Geometrie plauschten, ist nicht überliefert.

Inge versprach noch eine  Attraktion auf dem weiteren Weg. Wir hatten ja auch erst die Hälfte geschafft. 

Need for speed?

Wir cruisten weiter. Die Wolken wurden bedrohlicher, aber Influencer Peter hatte alles unter Kontrolle. Da es bei Oris immer eine technische Maximalzeit gibt, überlegten wir, ob wir den Weser Skywalk bei Karlshafen noch besichtigen konnten. Optimistisch hielten wir dort auch an. Der Rest der Truppe rauschte an uns vorbei. Erfreulicherweise ging es bergab zum Ziel. Aber oh je, zurück mussten wir uns über Wurzelwerk bergauf quälen. Mir war schön warm und nun pressierte es doch ein wenig. “it‘ s a half past four and I’m shifting gear. The road has got me hypnotized.“  Mit ein wenig Radar Love preschten wir vorwärts in Richtung Noltes Landgasthof. No more speed I’m almost there, got to keep cool,  now got to take care. Dort angekommen waren wir doch wieder die Letzten. The radio didn’t play a forgotten song. Obwohl…….Der Einheimische mit dem Kofferradio am Ohr war auch wieder dort. Ich hatte ihn schon vermisst. Wir hatten noch einen Beautyeinsatz unter der Dusche in unserem Domizil. Kaum waren wir zurück, kam Peters Urteilsverkündigung. Erst waren die Touristen fällig.  Es gab zunächst eine technische Aufklärung über Gewässerschilder an der Weser. Auch eine Pfütze oder ein trockener Graben kann ein Gewässer sein, wenn er doch ein Schild aufweist. Schilder an beiden Seiten der Straße möchten auch beide gewürdigt werden. Familie M., die stets zusammen fährt, bestand auf Individualität. So hatten die Eltern und die drei Girls alle ein unterschiedliches Ergebnis. Doch brav nicht abgeschrieben. Ingo landete auf dem letzten Platz, was er mit großer Begeisterung aufnahm, schließlich hat er den abonniert. Gewonnen haben die Bogenschützen Robert und Dirk. Sie hatten wohl einen präzisen Blick. Glückwunsch an unsere Gäste. Auch Mike und seine Bettina waren vorne mit dabei.

Bei den Profis lobte Peter zwar, dass alle die Sonderaufgabe gemeistert hätten, aber letztlich bräuchte man sich nur weniger dumm anstellen als die Anderen. Eigentlich war es jedoch so! Bei der Ausarbeitung der Sonderaufgabe haben wir uns gegenseitig unterstützt. Also: beim nächsten Mal alle getrennt in einen schalldichten Raum sperren! Unser Gast aus Kanada war ein wenig lost in paradise, aber immerhin hat er den Kuchen gefunden, was ihn immer sehr begeistert. Marco hat sich sehr gut geschlagen, aber leider ein Schild verpasst. Annelie und Jürgen waren eigentlich die Besten. Sie hatten alle Schilder gesehen und fast keine Zeitstrafpunkte, wie immer. In einem kurzen Moment der geistigen Umnachtung notierte Annelie den letzten Buchstaben falsch. The homecoming queen landete in Rwitzen, oder sie las Erw……und schrieb auch R. Damit ist klar, wer für seine Zeitstrafpunkte gerügt wurde und unverdient gewonnen hat.

Get ready for the feast 

Nun freuten wir uns auf das wahre Highlight des Abends, das Essen. Nein……., natürlich nicht. Schließlich ist Ekke extra angetreten um einen Bilder Vortrag zu halten, über seine Motorradtour mit globeriders durch den nahen Osten. Er verschiffte sein Motorrad nach Muskat im Oman und und flog hinterher. Dort traf er reichlich Kamele nicht zu verwechseln mit Kamelle. Über Qatar, Bahrain, Saudi Arabien, Jordanien, Armenien, erreichte er den Irak, wo ihn anstatt Kamele ein Militärkonvoi begleitete. Vielleicht hatten die Soldaten ja ähnliche Lippen, wie Kamele, um Ekke glücklich zu machen. Die Frauen mussten in der Öffentlichkeit  einen Hijab tragen, also ein Kopftuch. Dabei tragen motorradfahrende Frauen doch bereits eine Hardschalenburka. Da ist auch nur ein Schlitz für die Augen drin. Leider lag der Reisetermin in der Ramadan Zeit, so stand Ekke öfters vor verschlossenen Türen. Sehenswürdigkeiten hatten zu. Wir wissen nicht, ob Ekke satt wurde. Man sah ihn auf Bildern im Morgengrauen oder bei Sonnenuntergang mit Einheimischen Schokolade teilen. Ansonsten blieb ihm ja noch der zärtliche Blick der Kamele. Die Fahrt durch die interessanten Landschaften machte ihm jedoch riesigen Spaß. Ekke did not speak double Dutch. Man konnte sein Englisch sehr gut verstehen. So hingen alle gebannt an seinen Lippen. Ekkes Weg führte noch durch den Iran, Kurdistan, was ihm am besten gefiel, die Türkei und den Balkan nach München. Dort traf er lokals ( Einheimische ) in Lederhosen. Die konnten die Kamele allerdings nicht toppen. Wir bedanken uns bei Ekke für die Möglichkeit an seinen Abenteuern teilhaben zu können. Mittlerweile ist Ekke auf dem Weg zu den Wikingern in Island. Dort gibt es keine Kamele. Vielleicht gefallen ihm auch Vögel und die niedlichen Ponys, die man dort überall am Straßenrand antrifft.

Es war eine sehr gelungene Veranstaltung mit sehr guten Gesprächen und Erlebnissen. Wir bedanken uns bei Peter und Inge, aber ich glaube das hat Ingo schon längst gemacht.

Ergebnisse

Touristenklasse

Platz Fahrer Beifahrer Motorrad Strafpunkte
Robert B. Suzuki Vstrom 1050 45 
Dirk B. Yamaha FJR1300 45 
Mike W. Bettina W. BMW R1200GS 65 
Axel M. Lucy M. BMW R1100GS 65 
Stefan K. Honda Crosstourer 80 
Iris M. BMW G310GS 110 
Sarah M. BMW F650GS 130 
Nina S. BMW G650GS 145 
Ingo B. BMW R1200R 445 

Profiklasse

Platz Fahrer Beifahrer Motorrad Strafpunkte
Hans-Peter F.. Claudia F. Yamaha TDM850 0,7 
Jürgen W. Anneli W. Suzuki Bandit 1250 15,2 
Marco S.-H. Meister Röhrich Yamaha Tracer900 17,7 
Ekke K. BMW R1250GSA 226,1 

 

Bericht Pättgesfahrt 2022

 

 

Bilder von der Pättgesfahrt 2023